Lassen sich Tennis Team Events mit einem Grand Slam vergleichen?

Im Verlauf einer Saison hat es schon immer eine gesunde Menge an Team-Wettbewerben auf der Tennis-Tour gegeben. Doch lassen sich diese, trotz der Beliebtheit beim Publikum, mit den hochklassigen Grand Slams vergleichen? Selbstverständlich kommt es darauf an, wen man fragt, da ein erfolgreiches Event für jeden anders auslegbar ist. Allerdings gibt es ein generelles Gefühl, ob Team-Events attraktiv für die Zuschauer sind oder eher auf Ablehnung stoßen.

Die ansprechende Seite von Tennis als Teamsport

Nicht alle Tennis-Team-Events sind hoffnungslose Fälle und sorgen nicht selten für Begeisterung bei den Fans. Der Davis Cup beispielsweise wird von lauten und stimmgewaltigen Fanscharen unterstützt, die ins Stadion pilgern, um ihr Team bzw. Land anzufeuern. Wenn man es mit einer anderen Atmosphäre im Sport vergleichen müsste, könnte man den Ryder Cup im Golf als Äquivalent nennen.

Es scheint etwas Besonderes in der Luft zu liegen, wenn ein Team-Turnier stattfindet, das die meiste Zeit der Saison auf individuellen Leistungen beruht, da das Publikum und die Spieler elektrisiert werden. Die gewöhnliche Etikette wird über Bord geworfen und statt eines sonst sehr höflichen und ruhigen Publikums treffen die Spieler auf eine parteiische, wilde und begeisterte Menge. Der Davis Cup und zu einem gewissen Maße auch der Fed Cup unterscheiden sich hier nicht sonderlich. Die Heimpartien der kleineren Länder sind oft leidenschaftliche Angelegenheiten mit überraschenden Ergebnissen.

 

Wir haben schon oft gesehen, dass eine wirklich aufgeheizte Menge ein Event wirklich aufwerten und die Spieler anspornen kann. So passieren unerwartete Dinge, sowohl im Positiven wie im Negativen. In diesem Sinne funktioniert Tennis gut als Teamsport und hat einen belebenden Effekt auf die Saison. Man kann absolut davon ausgehen, dass, wenn das Davis-Cup-Finale im späten November gespielt wird, die gleiche leidenschaftliche Atmosphäre herrschen wird, wenn die Franzosen versuchen ihren Titel zu verteidigen. Mit einer Quote von 2.40 sieht es gut für sie aus, die Kroaten zu schlagen.

Der derzeitige Versuch Tennis als Team-Event wiederzubeleben

Trotz der leidenschaftlichen Massen ist Tennis als Teamsport in den letzten Jahren rückläufig. Auch Gespräche über Veränderungen wurden von den Verbänden vorerst auf Eis gelegt. Im August 2018 wurde dann bekannt gegeben, dass der Davis Cup überarbeitet wird und er danach kaum noch wiederzuerkennen sei. Die Veränderungen wurden vorgenommen, da das Gefühl aufkam, dass er zu viele Wochen im Kalender einnahm und den besten Spielern dadurch eine Teilnahme indirekt verwehrt wurde. Es gab verschiedene Reaktionen bei den Topstars – Roger Federer drückte seine Enttäuschung aus, während sich Novak Djokovic erfreut zeigte.

Das neue System verzichtet dank eines neutralen Veranstaltungsorts auf Heim- und Auswärtsspiele. Statt vier Wochen im Kalender finden zu müssen, um den Davis Cup zu spielen, haben die Spieler nun den Luxus, an einem einwöchigen Finale ohne große Reisestrapazen teilzunehmen.

 

Normalerweise gibt es zum Ende der Saison nur eine Sache, die in den Köpfen der weltbesten Spieler eine Rolle spielt, und das sind die Australian Open im Januar. Für einen Spieler wie Djokovic, der mit 2.30 auf den Sieg in Melbourne gelistet wird, bedeutet das Turnier die Chance, perfekt in die Saison zu starten und eine Duftmarke für den Rest des Feldes zu setzen. Diese Veränderungen geben den großen Namen die Chance, an beiden Events teilzunehmen.

Es ist offensichtlich, dass die Mitgliedernationen der ITF Handlungsbedarf gesehen haben, um ihren geliebten Davis Cup zu sichern und für die Öffentlichkeit attraktiver zu machen. Aber dabei haben sie dem 118-jährigen Event Herz und Seele genommen. Aber in Wirklichkeit ist das Problem deutlich komplexer . Wenn der Davis Cup so geblieben wäre, wie er war, wären die weltbesten Spieler den Spielen weiterhin fern geblieben. Trotzdem wurde durch die Streichung der Heim- und Auswärtsspiele die einzigartige, über ein Jahrhundert andauernde Atmosphäre des Events zerstört.

Momentan gibt es das Bestreben, Tennis als Teamsport wieder ansprechender zu gestalten. Aus diesem Grunde wird es ein neues Team-Turnier in Form einer überarbeiteten Weltmeisterschaft geben. Es handelt sich um ein Event mit 24 Teams, das 2020 zum ersten Mal ausgetragen werden wird. Allerdings gibt es keine Garantie, dass die Top-Spieler daran teilnehmen werden, denn obwohl es ein lukratives Event ist, würde es die Off-Season auf nur fünf Wochen verkürzen.

Es macht den Eindruck, als würde man die Team Events nur aus Pflichtbewusstsein in den Kalender quetschen.

Der große Unterschied

Wenn man auf der Straße irgendjemanden fragen würde, ob Roger Federer jemals einen Davis Cup gewonnen hat, würde man wahrscheinlich nur leere Blicke ernten. Wenn man allerdings fragen würde, ob Federer schon mal Wimbledon gewonnen hat, würden selbst die größten Sportlaien mit einer sofortigen Antwort um die Ecke kommen. Team-Events kommen mit großem Abstand nach den Grand Slams, da ein Davis Cup oder Fed Cup-Sieg bei weitem nicht so viel bedeutet, wie ein Major zu gewinnen. Nach der Karriere wird ein Spieler nicht nach seinen Team-Events beurteilt, sondern wie viele Grand Slams er gewinnen konnte.

Wenn man das über die gesamte Karriere andauernde Duell zwischen Federer und Nadal betrachtet, kommt man immer zu der Frage, wer der Größte ist. Jede Debatte führt letztlich immer wieder zu den gewonnen Grand-Slam-Titeln. Aus diesem Grunde wird Federer von vielen als der Größte angesehen. Trotzdem kann keiner Nadals Überlegenheit auf Asche verleugnen und wenn er im kommenden Jahr die French Open gewinnen sollte, wird er wieder einen Schritt näher an Federers Rekord mit 20 gewonnen Grand Slams rücken.

 

Es sind genau diese Geschichten, die die Öffentlichkeit packen und den ultimativen Unterschied zwischen einem Grad Slam und einem Team-Event ausmachen.

Im Gegenzug ist die Berichterstattung bei einem Grand Slam wesentlich größer, was natürlich in erster Linie die Sponsoren erfreut. Der große Unterschied zwischen einem Sieg bei einem Team-Event im Vergleich zu einem Grand Slam führt zurück zu den Anfängen einer Spielerkarriere.

Es ist eine sehr einsame Erfahrung als kommender Tennisstar aufzuwachsen, da man eine Menge aufopfern und viel allein reisen muss. Die weltbesten Tennisspieler wurden bereits in jungen Jahren darauf trainiert, den Gegner auf der anderen Seite des Netzes zu schlagen, um ihre Karriere und persönlichen Perspektiven voranzutreiben. Neben einem guten Coach und der Unterstützung durch die Familie, haben sich Tennisspieler ihren Erfolg selbst erarbeitet. Es gab keine Mannschaft, auf die sie sich hätten verlassen können.

Aus diesem Grunde sind Tennis-Team-Turniere den besten Spielern der Welt etwas befremdlich und ihre Anwesenheit bzw. Nichtanwesenheit sagt einiges über diese Turniere aus. Letztendlich muss ein Spieler das tun, was er für richtig hält. Ein Grand Slam zu gewinnen, ist genau so hart wie es klingt, vor allem, wenn man unglücklicherweise zur selben Zeit spielen muss, wie Federer, Nadal und Djokovic. Die Spieler wissen das und opfern den Grand Slams mehr Zeit als anderen Turnieren.

Das ist im Wesentlichen der Grund, warum diese Team Events, so zuschauerfreundlich sie auch sein mögen, niemals den Stellenwert eines Grand Slams erreichen werden. Fans, Experten und die Medien wollen die bestmögliche Show im Tennis sehen; aus diesem Grund muss man bei einem Grand Slam spielen, um wirklich erkannt zu werden.

Hier im 888sport-Blog gibt es die besten Tipps unserer Wettexperten. Wer ist gut drauf? Wer kriegt die Kurve? Und wer macht den Abflug? Wir haben die Fakten. Und gerne auch mal eine klare Meinung über die verrückte Welt des Sports.