Am vergangenen Dienstag gab Joachim Löw den vorläufigen Kader der deutschen Nationalmannschaft für die anstehende WM in Russland bekannt. Dabei gab es einige größere Überraschungen, die für reichlich Diskussionsstoff sorgten. Bis zum 4. Juni hat der Bundestrainer jetzt Zeit, aus seinem 27-Mann großen Kader die 23 besten auszuwählen, um den WM-Titel zu verteidigen.
Wird Neuer rechtzeitig fit?
Auf der Torwartposition gab es mit der Nominierung von Kapitän Manuel Neuer die erste Überraschung. Der Münchner bestritt seit September kein Pflichtspiel mehr und ist erst gestern zurück ins Mannschaftstraining des FCB zurückgekehrt. Der 32-Jährige Schlussmann hat bis zum großen Turnier nur noch drei Einsatz-Möglichkeiten: Das Pokalfinale der Bayern, was aufgrund der Bedeutung des Spiels eher unrealistisch erscheint sowie die beiden Testspiele des DFB gegen Österreich und Saudi-Arabien. „Ohne Spielpraxis ins Turnier zu gehen, ist schier unmöglich“, musste selbst Löw zugeben.
Doch auch ohne Manuel Neuer ist „die Mannschaft“ auf der Torhüterposition Weltklasse besetzt. Mit Marc Andre ter Stegen, der in Barcelona erneut eine herausragende Saison spielte und auch im Nationaldress beim Confed Cup 2017 überzeugen konnte, hat das Team einen gleichwertigen Ersatz. Dahinter streiten sich Bernd Leno und Kevin Trapp um den letzten freien Torwartplatz im Aufgebot. Fährt Neuer mit zur WM, dürfte es aber den Pariser erwischen, der kein gutes Jahr in Frankreich hatte.
Das Münchner Abwehr-Bollwerk
In der Abwehr der Deutschen sind die Rollen klar verteilt. Die Bayern-Achse um Kimmich, Boateng und Hummels bilden zusammen mit dem Kölner Hector die gleiche Verteidigung wie bereits zwei Jahre zuvor bei der EM. Dahinter gibt es ein offenes Rennen um die endgültigen Tickets nach Russland. Die besten Karten dürfte aktuell Niklas Süle haben, der eine starke erste Saison in München ablieferte und wohl Innenverteidiger Nummer drei ist. Der Rest wird bis zum 4. Juni um die Weltmeisterschaft bangen müssen.
Die Zentrale ist das Prunktstück
Im Mittelfeld ist Toni Kroos von Real Madrid der Dreh- und Angelpunkt des Teams. Daneben streiten sich Khedira und Gündogan um den freien Platz als zweiter Sechser, wobei der Turiner aufgrund seiner Erfahrung wohl die Nase vorn haben dürfte. Um das Überangebot im Zentrum zu reduzieren, wird Löw vermutlich Rudy oder Goretzka noch aus seinem Kader streichen.
Im offensiven Mittelfeld haben Özil, Reus und Müller die besten Chancen auf einen Stammplatz. Dahinter drängen allerdings mit Sané, der eine überragende Saison in der Premier League spielte und Draxler, dessen Qualitäten der Bundestrainer hoch einschätzt, namhafte Spieler auf Einsatzmöglichkeiten. Julian Brandt wird sich im Trainingslager beweisen müssen, ansonsten gilt er als erster Streichkandidat aus Löw‘s Truppe.
Löw zaubert Petersen aus dem Hut
Auf der Stürmerposition ist Timo Werner als klare Nummer eins gesetzt, dahinter werden sich Gomez und der überraschend nominierte Nils Petersen um Einsatzminuten streiten. Der Freiburger war in der aktuellen Bundesliga-Saison mit 15 Treffern bester deutscher Torschütze und verdiente sich somit seine Einladung. Sandro Wagner, der eine starke Rückrunde bei den Bayern spielte, wurde vom Bundestrainer nicht nominiert. Einen Tag später gab der 2,02m große Hüne seinen Rücktritt aus der Nationalelf bekannt.
Prognose:
Der Titelverteidiger geht auch in Russland als Top-Favorit ins Turnier, alles andere als ein Halbfinaleinzug wäre eine bittere Enttäuschung. Stemmt „die Mannschaft“ am Ende erneut die Trophäe in die Höhe, gibt’s bei uns eine lukrative 6.00 Quote.
Ganz wichtig dafür wäre ein Sieg zum Auftakt gegen die Mexikaner, wofür man bei uns eine 1.42 Quote erhält. Holt sich Deutschland auch wie erwartet den Sieg in Gruppe F, winkt eine 1.30 Quote.