Der Ruf nach dem Ende bedeutungsloser, internationaler Freundschaftsspiele für die Nationalmannschaften kursierte schon lang bevor die UEFA ihre Aufmerksamkeit darauf lenkte und die Nations League ins Leben rief.

Wer sich mit Fußball beschäftigt weiß, dass internationale Freundschaftsspiele nahezu nutzlose Übungen sind, die den Trainern nur wenig vermitteln und Fans enttäuscht zurücklassen. Freundschaftsspiele zwischen England und Spanien oder Frankreich und Deutschland sehen auf dem Papier gut aus, aber in der Realität verbreiten sie nur wenig Spektakel, da das Spiel keine tragende Bedeutung hat und die Spieler eher daran interessiert sind, heile zurück zu ihren Clubs zu kommen.

Weniger bedeutungslose Freundschaftsspiele

Das Problem mit den Freundschaftsspielen ist, dass aus den Auftritten nur wenige Schlüsse gezogen werden können und sie den Teams nicht wirklich dabei helfen, sich angemessen auf die anstehenden Turniere vorzubereiten. Eine Nationalmannschaft ist immer nur eine kurze Zeit zusammen.

Aus diesem Grund ist es auch Zeitverschwendung, sich auf ein Freundschaftsspiel gegen ein geschwächtes Deutschland oder Spanien vorzubereiten, wenn das nächste Wettkampf-Spiel gegen Schweden oder Italien stattfindet. Außerdem wird die Zeit eingeschränkt, die das Team für taktische Übungen auf dem Trainingsplatz hätte aufbringen können.

Wegen der begrenzten Zeit als Team würden es die meisten Trainer bevorzugen, die Dauer in einem Trainingslager zu verbringen, wo an bestimmten Stellschrauben vor einem Turnier gedreht werden kann oder zumindest ein Wettkampfspiel austragen wird, bei dem etwas auf dem Spiel steht.

Bereits in den späten 1990ern schlug der frühere Jugendcoach von Manchester United, Eric Harrison, vor, Freundschaftsspiele für spezielle Trainingslager aufzugeben, doch damals wurde die Idee als zu radikal gesehen. Die Entwicklung der Nations League bietet eine bessere Lösung für alle, da die Fans zwischen den großen Turnieren unterhalten werden, während die Teams Wettkampfbedingungen und Konkurrenzkampf haben.

Mehr Wettkampf für die Nationen auf allen Ebenen

Die ersten Spiele der Nations League mögen sich immer noch wie Freundschaftsspiele anfühlen, da sich die Teams erst an Wettkampfniveau in den Länderspielpausen gewöhnen müssen. Aber indem den Spielen mehr Bedeutung beigemessen wird, die sich sonst eher ziehen, wird sich dies mit der Zeit ändern. Die meisten regionalen Verbände sind sich einig, dass das neue System einen verbesserten sportlichen Wettkampf gewährleistet.

Das übergeordnete Ziel ist es, die Qualität des internationalen Fußballs zu verbessern und auch das Level der kleineren Teams anzuheben. Außerdem füllt der Wettbewerb die Sommerpause zwischen den großen Turnieren, da die UEFA Nations League Finals Spiele auf Top Niveau stattfinden werden.

Für die mittleren und niedriger eingestuften Teams, bietet die UEFA Nations League einen alternativen Qualifikationsweg für die Europameisterschaft, da die unteren 16 Mannschaften einen garantierten Platz in dem 24-Team Turnier bekommen.

Die Planungsphase für die Liga begann bereits 2011 bei einem strategischen Treffen in Zypern. Das endgültige Format wurde drei Jahre später auf einer Konferenz in Astana beschlossen.

Die einzigen Leute, die noch etwas gegen das neue System einzuwenden haben, sind die Club-Verantwortlichen, die jetzt mit einer Situation konfrontiert werden, in denen die Spieler in den Länderspielpausen ebenfalls in Wettkampfsituationen verwickelt sind.

Dies könnte das Verletzungsrisiko erhöhen und sich auf das Fitness Level in der regulären Saison auswirken. Jedoch sehen auch die meisten Top-Trainer ein, dass das alte System nicht funktioniert.

Wird die Bedeutung internationaler Wettbewerbe verwässert?

Mit der Erweiterung der Europameisterschaft (Euro), haben mehr schwächere Teams die Möglichkeit, an dem Vorzeigeturnier teilzunehmen. Die Struktur der Nations League bedeutet, dass mehr Spiele mit Gegnern auf gleichem Niveau stattfinden werden. Dieses Gleichgewicht sorgt für eine bessere Wettbewerbsatmosphäre und sollte diesen Teams dabei helfen, sich über ihre bisherigen Leistungen hinwegzusetzen.

Früher wären diesen Teams Partien zugelost worden, in denen sie nur wenige oder keine Chancen auf den Sieg oder sogar ein Unentschieden gehabt hätten. Aus diesen Spielen lässt sich kaum etwas lernen und es werden keine Fortschritte erzielt. Jetzt haben diese Mannschaften jedoch eine echte Chance zu gewinnen, was ihnen auch die Freiheit gibt, taktisch zu experimentieren und mit einem positiven Gefühl in eine Partie zu gehen. Das steigert Selbstvertrauen und technische Fähigkeiten. Wenn sich die schwächeren Teams verbessern, kann der gesamte Standard des internationalen Fußballs angehoben werden.

Die Vorteile werden direkt in der ersten Runde sichtbar. So haben Armenien und Lichtenstein beide gewonnen, während Andorra eines der seltenen Unentschieden gegen Kasachstan erreichte. Der neue Kosovo schnappte sich einen Sieg und ein Unentschieden aus den ersten beiden Spielen und Malta konnte einen Punkt aus Aserbaidschan mitnehmen.

Darüber hinaus verläuft das neue Turnier parallel zu den bestehenden Wettbewerben, so dass es unwahrscheinlich ist, dass die Bedeutung der traditionellen Veranstaltungen verwässert werden. Die Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft werden weiterhin die prestigeträchtigsten Events sein, während die Nations League eine zusätzliche Chance auf einen Pokal bietet.

Alle Beteiligten profitieren von einem festen Zeitplan und Trainer wie Spieler können sich jetzt auf ein erstrebenswertes Ziel in den Länderspielpausen konzentrieren. Die Liga wird außerdem als Brücke zwischen den Großturnieren fungieren und den Wettbewerbsgedanken aufrechterhalten, während ebenso größere Einnahmen erzielt werden können.

Wurde es schon einmal probiert?

Seit 1996 organisiert die Oceania Football Confederation den OFC Nations Cup. Ursprünglich eine zweijährliche Veranstaltung, findet sie nun alle vier Jahre statt und seit 2010 Teil der WM-Qualifikation für die Region.

Trotzdem müssen die besten Mannschaften der Region aufgrund mangelnder Konkurrenz immer noch Freundschaftsspiele austragen, um auf höherem Niveau zu testen. Aufgrund der unterschiedlichen Struktur und der wenigen Teams ist es schwierig, den OFC Nations Cup als Indikator für den Erfolg der UEFA Nations League zu nutzen.

Machen andere Verbände dasselbe?

2017 haben die Mitgliedsverbände der CONCACAF, die Nord-, Mittel- Südamerika und die karibischen Inseln abdeckt, die CONCACAF Nations League gegründet. Dieses 40-Nationen-Turnier ähnelt in der Struktur der Nations League. Über die Liga bekommen die Teams auch die Möglichkeit, sich für den CONCACAF Gold Cup zu qualifizieren.

Die Tatsache, dass andere Verbände diesem Beispiel folgen, deutet darauf hin, dass dies der übliche Ansatz sein wird.

Ist dies das Ende für Freundschaftsspiele?

Mit einigen der Top-Teams, die 3er-Gruppen zugelost wurden und festgelegte Spiele über zehn Monate haben, wird es immer noch Platz für die gewöhnlichen Freundschaftsspiele geben. So können die Trainer in diesen Spielen gegen Mannschaften von anderen Kontinenten testen oder sich auf kommende Nations League-Spiele vorbereiten.

Allerdings werden Freundschaftsspiele nicht mehr das bevorzugte Testgelände für Aufstellungen und Strategien der Nationalmannschaften sein, so dass auch nicht mehr zu viel von diesen Spielen erwartet wird.

Und mit mehr Spielen auf Wettkampfebene werden sich die Länderspielpausen nicht mehr wie ein Eingriff in die heimischen Ligen anfühlen.

Ein Schub für Nationaltrainer

Für Nationaltrainer bieten die zusätzlichen Spiele unter Wettkampfbedingungen mehr Möglichkeiten ihre Handschrift zu hinterlassen. Sie werden gegen Gegner auf dem eigenen Niveau antreten und können so neue Formationen oder taktische Pläne umsetzen, wie es bei einem Turnierspiel der Fall wäre.

Das bedeutet, dass die ganze Taktik und Spielphilosophie zwischen den großen Wettbewerben aufgebaut wird, so dass die Mannschaften in Top-Form zu den großen Turnieren kommen.

Hier im 888sport-Blog gibt es die besten Tipps unserer Wettexperten. Wer ist gut drauf? Wer kriegt die Kurve? Und wer macht den Abflug? Wir haben die Fakten. Und gerne auch mal eine klare Meinung über die verrückte Welt des Sports.