Trainerentlassungen waren seit jeher ein Teil der Fußballgeschichte und passieren heutzutage vor allem besonders häufig auf Top-Niveau. Die Angst vor dem Abstieg führt bei vielen nervösen Managern oder Club-Besitzern dazu, den Trainer zu feuern, um noch einmal Hoffnung auf die Wiederbelebung des eigenen Teams zu wecken. Manchmal kann das effektiv sein, doch es führt ebenfalls immer wieder zu weiteren zukünftigen Problemen und einer zusätzlichen potentiellen Entlassung..
Vor allem eine Serie an schlechten Resultaten kann den Vorstand oftmals ohne Alternative zu einer Trainerentlassung dastehen lassen. Dennoch gibt es auch Zeiten, in denen eine Entlassung etwas zweifelhaft erscheint und im Hinblick auf das Team wenig Sinn ergab. Wir blicken nun auf einige der härtesten Entscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen wurden.
1. Claudio Ranieri (Leicester City)
Ranieri wurde im Sommer 2015 zum Trainer der Foxes, als er einen Dreijahresvertrag unterschrieb. Sein Vorgänger Nigel Pearson hatte den Klub in der Vorsaison wie durch ein Wunder zum Klassenerhalt geführt, nachdem er sieben der letzten neun Spiele gewann und den Absturz vermied. Ein Vorfall abseits des Platzes führte letztlich zu seiner Entlassung, was den Weg für Ranieris Premier League-Rückkehr freimachte.
Der Italiener war angesichts von Leicesters Schwierigkeiten in der Vorsaison der Favorit auf die erste Trainerentlassung des Jahres. Stattdessen widerlegten die Foxes und Ranieri alle Kritiker, indem sie die denkwürdigste Premier League Saison aller Zeiten spielten. Die Foxes beeindruckten die Fußballwelt mit einem unglaublichen Lauf bis zum Titel und sicherten sich somit ihre erste englische Meisterschaft.
Leicester landete vor Manchester City, Manchester United, Tottenham, Arsenal und Liverpool, die allesamt deutlich höhere Budgets zur Verfügung hatten. Der vom Italiener kreierte Teamgeist gepaart mit einfacher Taktik war dazu in der Lage, den Erfolg durch die Tore von Jamie Vardy und Riyad Mahrez sowie die solide Defensivstrategie um N’Golo Kante zu erreichen.
Es war stets klar, dass die folgende Saison keine leichte werden würde, nachdem Kante den Klub verließ und die Champions League hinzukam. Die zusätzlichen Spiele belasteten den kleinen Kader von Leicester, dessen Neuzugänge sich zudem nicht allzu schnell in England eingewöhnten. Obwohl sie ihre Champions League-Gruppe als Erster beendeten, bereitete die Form in der Premier League den Besitzern zu große Sorgen. Fünf Niederlagen in Folge beendeten die Amtszeit von Ranieri im Februar 2017, obwohl Leicester sich außerhalb der Abstiegsplätze aufhielt. Unter Craig Shakespeare vermied Leicester den Abstieg, doch konnte man die unter Ranieri gesehene Magie seitdem nicht mehr auf den Platz bringen.
2. Carlo Ancelotti (Chelsea und Real Madrid)
Der Italiener ist einer der besten Trainer im modernen Spiel, obwohl seine Attribute von mindestens zwei seiner ehemaligen Arbeitgeber nicht besonders wertgeschätzt wurden. Ancelotti kam 2009 bei Chelsea an und ersetzte Avram Grant, der nach der Niederlage der Blues im Champions League Finale gegen Manchester United abserviert wurde.
Ancelotti nutzte die Erfahrung seines Kaders während seiner ersten Spielzeit in England voll aus. Sein Team war dominant und wusste Didier Drogba, Frank Lampard und Florent Malouda im letzten Drittel exzellent zu nutzen. Chelsea erzielte in 38 Spielen 103 Tore und sicherte sich somit vor dem ebenso talentierten Manchester United die Premier League Krone mit einem Punkt Vorsprung.
Am letzten Spieltag gewannen die Blues mit 8:0 gegen Wigan Athletic. Der Italiener holte das Double, als sein Team Portsmouth im FA Cup Finale durch ein Drogba-Tor besiegte und damit ein wahrlich erfolgreiches erstes Jahr beendete.
In der folgenden Spielzeit litt Chelsea mitten in der Saison unter einer Schwächephase, nachdem der Auftakt stark verlaufen war. Die Phase ließ den Abstand von Manchester United anwachsen, sodass am Ende der 2. Platz hinter den Red Devils heraussprang. Die Vizemeisterschaft sowie das Champions League-Aus im Viertelfinale reichten aus, um Ancelottis Zeit an der Stamford Bridge nach nur zwei Spielzeiten zu beenden.
Ancelotti übernahm 2013 Real Madrid. Er erbte eine Mannschaft von Jose Mourinho, die in der La Liga Zweiter hinter Barcelona wurde und im Halbfinale der Champions League Borussia Dortmund unterlag. Ancelotti war nicht in der Lage, die Form in der heimischen Liga herumzureißen, doch führte er die Mannschaft durch den Finalerfolg gegen Atletico Madrid zu ihrem ersten Champions League Triumph nach 12 Jahren. Sergio Ramos’ Ausgleich in der Nachspielzeit hielt Real am Leben, ehe Tore von Gareth Bale, Marcelo und Cristiano Ronaldo in der Verlängerung den Sieg sicherten.
Madrid kämpfte in der folgenden Saison mit geschärften Klauen um den La Liga Titel gegen Barcelona, doch die Auswärtsform gegen den Rivalen führte letztlich zum Verlust des Titels mit zwei Punkten Abstand. Ancelotti wurde entlassen, obwohl er die Klub-WM und den UEFA Supercup gewann und abermals das Champions League Halbfinale erreichte. Sein Ersatz, Rafael Benitez, hatte Probleme und wurde seinerseits entlassen, ehe Zinedine Zidane zurückkehrte und einen unschlagbaren Lauf in der Champions League hinlegte.
3. Sam Allardyce (Blackburn Rovers)
Die beiden vorherigen Trainer wurden etwas unverständlicherweise von ihren Klubs entlassen, obwohl die langfristigen Auswirkungen nicht allzu kostspielig waren. Im Hinblick auf Allardyce und die Rovers, führte seine Entlassung zu einer Abwärtsspirale und bis in die drittklassige League One. Allardyce kam 2008 im Ewood Park an, als die Rovers nach Paul Inces desaströser Trainerzeit starke Probleme in der Abstiegszone hatten.
Allardyce zeigte wie auf seinen vorherigen Trainerstationen in der Premier League hohe Qualität und rettete Blackburn vor dem Abstieg, ehe er sie in der zweiten Saison mit einem bescheidenen Budget im Mittelfeld der Tabelle etablierte.
Sein Auge für Schnäppchen brachte neben anderen erfahrenen Spielern Steven N’Zonzi für 500.000£ nach Lancashire. Die Rovers wurden schließlich im Sommer 2010 von Venky’s übernommen. Die Mannschaft selbst befand sich nach einem guten Lauf im November 2010 unter Allardyce auf einem soliden 13. Platz.
Die Auswärtsniederlage gegen die Bolton Wanderers führte dennoch zur überraschenden Entlassung von Allardyce, der von Steve Kean ersetzt wurde. Obwohl der Abstieg in jener Saison vermieden wurde, war Kean mit den Rovers nicht erfolgreich. Der Club kehrte seitdem nicht mehr in die Premier League zurück.
4. Roberto Mancini (Inter Mailand)
Roberto Mancini wurde 2004 zum Inter-Boss ernannt und zugleich damit beauftragt, die Serie A Krone für die Nerazzurri zu gewinnen. Der Klub hatte den Titel seit 15 Jahren nicht mehr gewonnen, was die Größe der Herausforderung angesichts der Dominanz von Stadtrivale AC Milan und Juventus hervorhob. In seiner ersten Saison beendete Inter die Spielzeit als Dritter und verbesserte sich damit gegenüber der Vorsaison.
Zudem gelang der erste Coppa Italia Triumph seit 1982. Juventus' Verwicklung in den italienischen Fußballskandal pflasterte den Weg für Inters Titelgewinn in der Saison 2005/06, nachdem man sie hinter den Bianconeri abschloss.
Mancini machte seine Mannschaft in der folgenden Saison zu einer treibenden Kraft in der Champions League und holte während der internationalen Spielzeit die meisten Punkte. Doch die Champions League hatte andere Pläne, sodass Inter durch die Auswärtstorregel gegen Valencia ausschied.
Obwohl Mancini Inter zur dritten Serie A Meisterschaft in Folge führte – der erfolgreichste Lauf in der Geschichte des Teams – setzten sich die Probleme in der Champions League mit dem Achtelfinalaus gegen Liverpool fort. Besitzer Massimo Moratti fühlte sich im Recht, als er Mancini entließ, nachdem die Mannschaft neben dem Verfehlen der internationalen Ziele fast noch die heimische Meisterschaft durch die Finger gleiten ließ.