Für die meisten von uns ist die erfolgreiche Beherrschung einer einzigen Sportart bereits ein Grund, stolz zu sein. Die Euphorie eines gewonnenen 5-gegen-5-Spiels ist so nah am Sportlerdasein dran, wie für einen durchschnittlichen Menschen wenig Vergleichbares. Doch es gibt einige Athleten, die nicht damit zufrieden sind, nur einen Sport zu meistern. Viele Fußballer haben auch in anderen Sportarten eine beeindruckende Anpassungsgabe gezeigt, während Usain Bolt sich zuletzt im professionellen Fußball einzufinden versuchte.
Usain Bolt
Es wäre unklug, mit jemand anderem als Usain Bolt zu beginnen. Schließlich handelt es sich bei ihm um den besten Sprinter aller Zeiten. Den 100 m Weltrekord von 9,58 s zu halten ist ganz nett, doch Bolt war fest dazu entschlossen, auch einen Profivertrag bei den Central Coast Mariners zu bekommen.
Immer wieder wurde er mit Manchester United und Borussia Dortmund in Verbindung gebracht, obwohl man nicht vergessen darf, dass diese Berichte recht zaghaft waren. Letztlich gelang es Bolt nicht, die Australier von sich und seinen recht hohen Gehaltsvorstellungen zu überzeugen.
Andy Keogh, einst bei den Wolves und jetzt bei Perth Glory, erklärte, dass Bolt ein Ballgefühl wie ein Trampolin besäße. Wie auch immer, er hat auch nach wie vor die unerreichte Geschwindigkeit eines Usain Bolt. Maltas Rekordmeister Valletta schätzt seine Fähigkeiten (oder vielleicht die PR), obwohl Bolt dessen Angebot abgelehnt hat. Trotzdem wird Bolt immer den Doppelpack aus einem Freundschaftsspiel gegen Macarthur South West United vorweisen können.
Tim Wiese
Wiese könnte eine Inspiration für Bolt gewesen sein, da der Deutsche in gleich zwei Sportarten Profistatus erreichte. Als Stammspieler über mehrere Saisons hinweg im Tor von Werder Bremen und Ersatzmann für die deutsche Nationalmannschaft, baute sich Wiese nach seinem Karriereende im Fußball auch eine Karriere als professioneller Wrestler auf. Mit seinen 1,93m war Wiese noch nie zart besaitet. Dennoch baute er für WWE Live-Events in Deutschland noch mehr Muskelmasse auf.
Als "The Machine" gab Wiese 2016 sein Profi-Wrestling-Debüt im Ring und entschied seinen ersten Kampf für sich. Seitdem setzte sich Wiese wieder mit seiner ersten Leidenschaft auseinander, hatte Einsätze in der sechsten deutschen Fußballliga und hofft auf eine Rückkehr in die Bundesliga. Sein ehemaliger Klub Bremen hat unterdessen eine Quote von 2,50 auf eine Top-6-Platzierung, sodass eine Wiese-Rückkehr in diesem engen Kampf eventuell den Unterschied ausmachen könnte. Mit 36 Jahren hat er als Torhüter die Zeit noch immer auf seiner Seite, obwohl sich alle anderen in Acht nehmen sollten, wenn Wiese aus dem Tor kommt, um eine Flanke zu klären.
Ian Botham
Botham gilt als einer der besten Allrounder im Cricket und wurde mit einer Fülle an sportlichem Talent gesegnet. Dieses Talent beschränkte sich nicht nur auf das Cricket-Feld: Botham zeigte schon in jungen Jahren seine fußballerischen Fähigkeiten, sodass er sich schließlich zwischen Fußball und Cricket entscheiden musste, wobei er letzten Endes eine Entscheidung traf, die sowohl für ihn als auch England positiv ausfiel.
Dennoch gelang es Botham immer noch, die Zeit für einige Auftritte als Profifußballer für Scunthorpe United und Yeovil Town zu finden. Botham ist einer von nur vier Cricketspielern, die 100 Runs und 10 Wickets im selben Testspiel erreicht haben, sodass er die richtige Wahl getroffen haben dürfte, sich dem Korkball statt dem runden Leder zu widmen.
Luis Enrique
Die besten Trainer sind diejenigen, die es schaffen, noch einen oder zwei Extra-Prozente aus ihren Spielern herausholen und diese dazu bringen, das gesamte Spiel lang harte Arbeit zu leisten. Wenn es darum geht, hat Luis Enrique einen einzigartigen Vorteil, da der spanische Nationaltrainer 2008 gleich sechs Marathons in Marokko lief. Während dies allein bereits bewundernswert klingt, lief Enrique diese sechs Marathons in nur sechs Tagen. Der Marathon des Sables ist als Ultramarathon bekannt, was Enriques Leistung noch beeindruckender macht.
Der ehemalige Mittelfeldspieler demonstrierte seine Ausdauer als Stammspieler im spanischen Mittelfeld, während sein Wechsel von Real Madrid nach Barcelona seinen unbändigen Siegeswillen unter Beweis stellte. Enrique nahm nicht nur an Marathons rund um die Welt Teil, sondern bewältigte auch noch den Ironman 2007 in Deutschland. Er schaffte den ermüdenden 290 km Triathlon als 37-Jähriger. Viel Glück also an alle Mittzwanziger, die daran denken, sich bei Enrique über Müdigkeit nach 30 Minuten Fußball zu beschweren. Der Trainer wird vielmehr hoffen, dass es Spanien bei der Euro 2020 bis in Endspiel schafft, da das Team mit einer Quote von 6,25 der drittgrößte Titelfavorit ist.
Aaron Ramsey
Ramsey erlebte einige seiner besten Sportmomente im Wembley-Stadion. Doch fast wären es Challenge Cup Finals statt FA Cup Finals gewesen, in denen er den entscheidenden Unterschied ausmachte. In seiner Jugend demonstrierte Ramsey eine bemerkenswerte Begabung sowohl für Fußball als auch für Rugby, während Letztere St. Helens dazu brachte, ihm einen Vertrag anzubieten. Ramsey entschied sich stattdessen dazu, bei Cardiff City zu unterschreiben, wovon letztlich Arsenal profitierte. Der walisische Mittelfeldspieler erzielte in zwei FA Cup Finals das Siegtor.
Es ist nicht frei von Ironie, dass Ramsey den Großteil seiner Karriere bei einem Fußballteam verbrachte, das so weit wie kaum ein zweites von Rugby entfernt ist. Arsene Wengers Arsenal war selten unattraktiv, insbesondere während Ramseys Jahren im Verein, und zeichnete sich durch die geschickten Pässe von Mittelfeldmeistern wie Ramsey aus. Die Zukunft des walisischen Mittelfeldspielers ist unsicher, da Premier League- und Bundesliga-Klubs Interesse am Spieler anmelden. Sollte Ramsey sich nicht im Nachhinein doch noch für Rugby entscheiden, könnte er schlechtere Entscheidungen treffen, als zu Tony Pulis‘ Middlesbrough zu gehen, die eine Quote von 7,00 auf den Championship-Titel haben.
Paolo Maldini
Maldini war ein Spieler mit Seltenheitswert, der die Kunst des Verteidigens tatsächlich wie eine Kunst für sich erscheinen lassen konnte und dabei mühelos anmutig und mit einem intuitiven Gefühl für das Spiel ausgestattet agierte. Die Treue des Abwehrspielers zum AC Mailand ist so legendär wie seine fußballerischen Fähigkeiten, die in seiner 25 Jahre andauernden Karriere zu beeindruckenden 902 Spielen für die Rossoneri führten. Maldini war Teil eines großartigen Milan-Teams und traf 2005 im Champions League Finale gegen Liverpool, wobei er wohl nicht allzu gerne auf diese Partie zurückschauen dürfte.
Während er in seiner Fußballer-Karriere nur wenig veränderte, war Maldini nach seinem Karriereende umso abenteuerlustiger. Der 49-jährige Italiener nahm am Milan Challenger 2018 teil (wo sonst würde Maldini spielen?), um neben Stefano Landonio im Tennis anzutreten. Selbst wenn es nicht Wimbledon ist, bleibt die Challenger Tour sehr anspruchsvoll und hat in dieser Saison bereits Titelgewinne von Kei Nishikori, Gael Monfils und David Ferrer gesehen. Maldini und Landonio verloren in nur 42 Minuten mit 1:6, 1:6, sodass Maldini sich damit begnügen muss, als einer der besten Verteidiger aller Zeiten zu gelten.
Neymar als professioneller Taucher? Sergio Ramos als kommender Tim Wiese im Wrestling? Trent Alexander-Arnold als nächster Schach-Großmeister? Fußballer sollten niemals dafür kritisiert werden, nicht ausreichend übertragbare Fähigkeiten zu besitzen. Die von Fußballern benötigten physischen und mentalen Fähigkeiten können hin und wieder nicht ausreichend gewürdigt werden, doch es handelt sich um echte Athleten. Das wird besonders durch die Spieler deutlich, die zu gut dafür waren, nur beim Fußball zu bleiben.