Wenn Fußballer lächerliche Schauspiel-Einlagen versuchen oder die Entscheidungen der Torlinien-Technik anfechten, könnte man sich fragen, ob sie vergessen, dass sie stets von großen Menschenmengen und Fernsehkameras beobachtet werden.
Ähnlich ist es, wenn Trainer den Schiedsrichter konfrontieren oder sogar Mitspieler aneinander geraten. Dies lässt einen wundern, was die Protagonisten sich von solchen Versuchen erhoffen.
Fußballer und Trainer sind ein leidenschaftlicher Haufen: Hier blicken wir auf Situationen, in denen diese Leidenschaft unangemessene Ausmaße annahm und so zu Krach und Streit führte.
Dyer gegen Bowyer
Kieron Dyer gegen Lee Bowyer ist das klassische Beispiel schlechthin für Spieler, die nicht miteinander klar kommen. Die beiden Spieler dachten wohl, dass es das Beste sei, die für einander empfundene Abneigung vor einem verblüfften Publikum im St. James’ Park auszufechten. Zu diesem Zeitpunkt lag Newcastle bereits mit 3:0 gegen Aston Villa zurück.
Es war wahrscheinlich nicht die beste Art und Weise, das Publikum zurückzugewinnen. Dyer verriet kürzlich, warum die beiden Nationalspieler Wrestling und Fußball miteinander kombinierten.
Demnach sagte Dyer zu seinem Teamkollegen, dass er ihm den Ball nicht zuspiele, weil Bowyer nicht so gut sei – um es freundlich auszudrücken. Dies löste die Schlägerei aus, weshalb der verwirrte Schiedsrichter beide Spieler vom Platz stellte.
Dyer behauptete später, er sei sich nicht bewusst gewesen, dass ein Kampf mit dem eigenen Mitspieler mit einer Roten Karte bestraft wird. Von daher kann man den Vorfall auch als Marktforschung für in gleichem Maße hitzköpfige Fußballer interpretieren.
Das Problem mit Hitzköpfen ist jedoch, dass sie selten dazulernen; Zwei Spieler von Blackpool wurden vor kurzem ebenfalls wegen einer Konfrontation vom Platz gestellt. Eine der Roten Karten wurde jedoch nachträglich zurückgenommen – gute Nachrichten für die „Seasiders“, die eine Rückkehr in die zweite Liga anstreben.
Roy Keane
Roy Keane war ein meisterhafter Mittelfeldspieler, der das Spiel zwischen beiden Strafräumen zu dominieren wusste. Er war ein dynamischer Spieler und bestimmte die erfolgreichen Jahre von Manchester United in der Premier League. Keane war zweifelsohne eifrig auf dem Platz und ärgerte die Gegenspieler mit seiner gewaltigen Ausdauer über die gesamte Zeit eines Spiels hinweg.
Keanes Streitlust ist das Äquivalent zu Daniel Day-Lewis’ Schauspielmethode. Welche bessere Art gibt es, das Spielen an der Grenze zu garantieren, als sein ganzes Leben dort zu verbringen?
Der beste Beweis dafür ist der Vorfall von Saipan - ein Streit, der so erschütternd war, dass es dazu sogar eine eigene Wikipedia-Seite gibt.
Die brodelnden Spannungen zwischen Keane und Irland-Trainer Mick McCarthy, selbst keine Mimose, kochten kurz vor der Weltmeisterschaft 2002 über. McCarthy stellte Keanes Hingabe zur Mannschaft infrage und behauptete, der Spieler habe die Mannschaft gegenüber den Medien untergraben.
Zudem warf der Trainer ihm das Vortäuschen einer Verletzung vor. Keane reagierte darauf genau wie man es von ihm erwarten würde: Mit einer wütenden Schimpftirade gegen McCarthy.
Keane wurde aus dem Kader geworfen und verpasste die Weltmeisterschaft. Es war ein herber Rückschlag für eine Mannschaft, die von ihrem Star-Mittelfeld abhängig war. Keane hielt auch nach seiner Spielerkarriere an seiner feurigen Einstellung fest. Jon Walter hat die volle Wucht dessen bereits mehrere Male zu spüren bekommen.
Walters wurde von Keane dazu gezwungen, ein Foto seines Erbrochenen zu machen, um dem damaligen Ipswich-Trainer zu beweisen, dass er wirklich krank war. Walters behauptete, dass die Spieler Angst vor Keane hatten.
Der Spieler provozierte später eine von Keanes klassischen Wutreden, als er die Frechheit besaß, im Kreise der irischen Nationalmannschaft verletzt zu sein. Keane ist weiterhin Co-Trainer der Iren – vermutlich nicht aufgrund seiner guten Menschenführung.
Wenn Emotionen außer Kontrolle geraten
Es gilt die allgemeine Vermutung, dass Trainer es besser wissen als die Spieler. Trainer sind allerdings auch nur Menschen – und nichts ist menschlicher als der Drang, einem Rivalen in den Hintern zu treten. Im Jahr 2007 war Catanias Trainer Silvio Baldini unzufrieden mit seinem Gegenüber von Parma, Domenico Di Carlo, und trat diesem dorthin, wo die Sonne nicht scheint.
Dabei muss man festhalten, dass dies während eines Spiels an der Seitenauslinie geschah. Doch Baldini hätte Di Carlo wohl auch an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit getreten. Baldini weigerte sich nach dem Spiel, sich zu entschuldigen und behauptete stur, dass Di Carlo es verdient hatte.
Für das erste Ligaspiel als Trainer ist dies wohl eine freche Art, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Auch wenn eine Schlägerei mit einem gegnerischen Trainer nie empfehlenswert ist, stärkt es immerhin eine „Wir-Gegen-Die“-Mentalität. Ein Kampf mit einem der eigenen Spieler hat eher negative Konsequenzen für den Teamgeist – und in der Tat auch für die eigenen Jobaussichten. Delio Rossi musste dies auf die harte Tour lernen.
Es ist nie schön, in der ersten Halbzeit ausgewechselt zu werden: Florenz’ Spieler Adem Ljajic wurde 2012 im Spiel gegen Novara von Rossi nach nur 32 Minuten vom Platz genommen. Ljajic zeigte seine Unzufriedenheit, woraufhin Rossi ihn schlug. Wenig überraschend entließ Florenz den Trainer nach dem Spiel.
Rossi fehlte das Feingefühl eines Alex Ferguson. Der legendäre Schotte stellte sicher, dass er nie in der Öffentlichkeit einen Schuh in Richtung David Beckham schoss.
In der Kabine nutzte Ferguson jedoch einen günstig liegenden Schuh, um Beckham seine Unzufriedenheit über dessen Einsatz zu demonstrieren. Beckham trug eine Wunde über dem Auge davon, über die sich die faszinierten Medien hermachten. Ferguson bestätigte den Vorfall später in seiner Autobiographie.
Als die Sterne für Frankreich nicht günstig standen
Frankreich hat so viele Talente, dass man sie bei großen Turnieren immer als einen der Favoriten auf der Rechnung haben sollte. Doch eine Vorliebe für Drama in den vergangen beiden Jahrzehnten ließ Frankreich vom Welt- und Europameister zu einer Verschwendung von Talent werden.
Der Höhepunkt der Enttäuschung war die Weltmeisterschaft 2010. Die Tendenz von Trainer Raymond Domenech, sich bei der Mannschaftsaufstellung auf Sternzeichen zu verlassen, machte ihn nicht zum besten Kandidaten für das Krisenmanagement innerhalb des Kaders.
Nicolas Anelka äußerte die Unzufriedenheit des Kaders während einer Niederlage gegen Mexiko mit einem Wutausbruch in Richtung Domenech. Der Trainer nahm sich Mick McCarthy zum Vorbild und schickte den verärgerten Spieler nach Hause.
Dies führte jedoch zur Verärgerung des restlichen Kaders. Kapitän Patrice Evra spielte eine entscheidende Rolle bei der Organisation eines Trainingsboykotts, was die Frage aufbrachte, ob er dieses Spiel wirklich liebt.
Man könnte leicht vergessen, dass all dies ausgerechnet während einer Weltmeisterschaft passierte. Im Vergleich dazu war Englands vernichtende Niederlage gegen Deutschland eine respektable Art, sich aus dem Turnier zu verabschieden.
Domenech verabschiedete sich mit Stil: Nach der Niederlage gegen Südafrika weigerte er sich, Carlos Alberto Parreira’s Hand zu schütteln. Die Fans hielten Domenech und seine Spieler für arrogant und ohne Verbundenheit zum französischen Volk.
Weltmeister Frankreich ist aktuell mit einer Quote von 6,00 Favorit auf den Gewinn der Euro 2020. Die Tage von mangelnder Verbundenheit sind also glücklicherweise Vergangenheit.
Streit mit Schiedsrichtern
Schiedsrichter sollen eigentlich eine vermittelnde Präsenz auf dem Fußballfeld darstellen. Zu häufig werden sie jedoch ungerechterweise zum Fokus des Zorns von Spielern oder Trainern. Der mangelnde Respekt für die Spielleiter gehört zu den hässlichsten Seiten des Fußballs. Alan Pardew schubste einen Assistenten, um sich über einen Einwurf zu beschweren.
Paolo Di Canio schubste sogar Schiedsrichter Paul Alcock zu Boden und erhielt zur Strafe eine 11-Spiele-Sperre. Die gute Nachricht für die Schiedsrichter ist, dass diese Beispiele zu den extremeren Reaktionen gegen deren Entscheidungen zählen.
Pep Guardiola war kürzlich für schlechte Behandlung der Schiedsrichter verantwortlich. Er konfrontierte den Schiedsrichter zur Halbzeit im Rückspiel des Champions League Halbfinals gegen Liverpool.
Man dürfte doch eigentlich annehmen, dass einer der akribischsten und rationalsten Trainer die Schiedsrichter nicht sinnlos während eines Spiels angeht. Guardiolas Ärger über das unvermeidbare Ausscheiden aus dem Wettbewerb verstärkte allerdings seine Wut.
Der Spanier erhielt dafür eine Innenraumsperre und konnte so die Niederlage gegen Lyon in dieser Saison nicht von der Seitenlinie verfolgen. City ist dieses Jahr mit einer Quote von 5,25 Favorit auf den Gewinn der Champions League. Deshalb sollte Guardiolas Laune vorerst besser sein.
Beim Thema Innenraumsperren kann Steve Harmison mit Guardiola mitfühlen. Richtig - die Rede ist vom früheren englischen Cricket-Spieler Steve Harmison.
Dieser wurde Trainer von Ashington in der Northern League und behauptete, dass er als Fußballtrainer eher nicht „in die Luft gehen“ würde. Es dauerte nur etwas mehr als ein Jahr, bis er auf die dunkle Seite geriet, als Harmison für eine Konfrontation mit dem Schiedsrichter für 12 Spiele gesperrt wurde.
In einer Sportart, in der stets viel auf dem Spiel steht und wo man jederzeit auf dem Prüfstand steht, ist es nicht überraschend, dass es zu Streitereien kommt.
Da die Spieler heutzutage die Möglichkeit haben, ihre Gedanken über Social Media unmittelbar nach dem Spiel einem weltweiten Publikum mitzuteilen, wird es zunehmend schwieriger, dass sich alle vertragen.