Transferfenster sind häufig von Wechseln geprägt, die nicht stattfinden. Für Vereine und Spieler ist es gleichermaßen ärgerlich, wenn lange Transferverhandlungen nicht erfolgreich enden. Noch ist es zu früh, zu beurteilen, wie die geplatzten Transfers von Nabil Fekir zu Liverpool und Jack Grealish zu Tottenham beide Klubs beeinflussen werden. Beide Fälle werden jedoch nicht die gleichen Konsequenzen haben, wie damals bei Sheffield United, als man die Verpflichtung eines gewissen legendären argentinischen Angreifers verpasste. Hier sind acht Transfers, die die Fußballwelt hätten erschüttern können, jedoch nie stattfanden.
Alfredo Di Stefano zu Barcelona
Als einer der besten Spieler aller Zeiten ist Alfredo Di Stefanos Name fast gleichbedeutend mit dem von Real Madrid. Dies geschieht, wenn ein Spieler seinen Klub mit Toren in fünf Europapokal-Finals jeweils zum Titel schießt. Dabei hätte alles ganz anders laufen können. Barcelona hatte die beste Ausgangsposition, um Di Stefano nach Spanien zu holen, allerdings handhabte man den komplexen Verhandlungsprozess nicht richtig. Real Madrid schnappte Barcelona den Spieler weg, als man realisierte, dass die Katalanen in einem bürokratischen Sumpf feststeckten. Barcelona war weiterhin davon überzeugt, genug getan zu haben, um Di Stefanos Transfer über die Bühne zu bringen.
Der spanische Fußballverband sollte Di Stefanos neuen Verein bestimmen. Mit etwas Diplomatie entschied man, dass Di Stefano über vier Jahre hinweg zwischen den Klubs wechseln sollte. Luis Figo hat seitdem bewiesen, dass eine solche Strategie nicht gut funktioniert. Barcelona lehnte das Geschäft ab und zerriss deren Vertrag mit Di Stefano. Dies könnte etwas voreilig gewesen sein: Nach einem Monat bei Real Madrid traf Di Stefano in seinem ersten El Clasico ganze viermal gegen Barcelona.
David de Gea zu Real Madrid
Es ist nicht unvorstellbar, dass die meisten modernen Fußballer ein Faxgerät nicht erkennen würden und E-Mails bevorzugen. Ein solches Faxgerät kostete David de Gea seinen herbeigesehnten Wechsel von Manchester United zu Real Madrid. Dem Weltklasse-Torhüter hätte man das Zertrümmern des Geräts mit einem Baseballschläger verzeihen können.
Dies geschah im Sommer 2015. Real Madrid hat seitdem jedes Jahr die Champions League gewonnen. In diesen drei Saisons überstand Manchester United die Gruppenphase nur einmal. Madrids Quote für einen erneuten Gewinn der Champions League liegt bei 12.00. – United steht bei 28.00. De Gea ist Real Madrid durch die Finger gerutscht.
Garrincha zu Juventus
Garrinchas elegante Fähigkeiten machten ihn zu einem der besten Dribbler aller Zeiten. Er kam einem Wechsel nach Europa ganz nahe: Juventus, AC Milan und Inter boten jeweils eine Million Dollar, um Garrincha für ein Jahr zu verpflichten. Man hätte den Spieler unter den Fußballklubs aufgeteilt, was heutzutage bizarr erscheinen würde.
Leider ließen einige kuriose Umstände den merkwürdigen Transfer scheitern. Juventus’ damaliger Trainer war Paulo Amaral – ein ehemaliger Botafogo-Trainer, dem Garrinchas langjähriger Kampf mit einer Knieverletzung bekannt war. Juventus beobachtete Garrincha in zwei Freundschaftsspielen, um zu beweisen, dass es das Risiko wert sei. Garrinchas schlechte Leistungen veranlassten Juventus dazu, ihr Angebot auf 700.000 Dollar zu reduzieren, was Botafogo ablehnte. Was Juventus nicht wusste, war, dass Garrancha zwischen den beiden Spielen in zwei weiteren Tests antrat, wodurch er müde und somit nicht in der Lage war, Juventus sein wirkliches Gesicht zu zeigen.
Zinedine Zidane zu Blackburn Rovers
Die Blackburn Rovers hatten in der Vergangenheit bei der Verpflichtung von zukünftigen Stars nicht viel Glück. Robert Lewandowski wechselte 2010 fast nach Blackburn und war schon bereit, nach England zu fliegen, um einen Vertrag zu unterschreiben. Die durch den Eyjafjallajokull Vulkan entstandene Staubwolke verhinderte jedoch Lewandowskis Reise, woraufhin Borussia Dortmund die Chance nutzte und den Polen verpflichtete. Die Nachricht war für Blackburn-Fans schwer zu verdauen.
Lewandowski ist nicht der berühmteste Spieler, der den Rovers durch die Hände rutschte. Zinedine Zidane – der später den Transferweltrekord brechen sollte – wechselte 1995 beinahe von Bordeaux zum Premier-League-Meister. Rovers-Vorstandschef Jack Walker hatte jedoch andere Ideen. Walker stoppte den Transfer und behauptete angeblich, dass Zidanes Verpflichtung unnötig sei, da man bereits Tim Sherwood hatte. Sollte Jose Mourinho der nächste entlassene Trainer der Premier League werden, hoffen die Fans von Manchester United sicherlich, dass der Verein nicht einen ähnlich Weg wie Blackburn einschlägt, die sich für Sherwood statt Zidane entschieden.
Eusebio zu Sporting CP
Als Teenager spielte Eusebio für Sportings Ausbildungsverein in Mosambik. Benficas eigenes "Farmteam" hatte eine Verpflichtung des Angreifers abgelehnt. Als sein Riesentalent immer deutlicher wurde, wollte Eusebio nach Portugal wechseln. Das Ausbildungsvereinprinzip gab Sporting die beste Ausgangsposition. Allerdings hatte Benfica zu diesem Zeitpunkt seinen Fehler erkannt und sollte die Verpflichtung des Spielers nicht noch einmal verpassen.
Benfica bot ein finanzielles Gesamtpaket, mit dem Sporting nicht mithalten konnte. Die Folgen davon sollten beide Lissabon-Klubs dauerhaft prägen. In seinen 15 Jahren bei Benfica führte Eusebio seine Mannschaft zu elf Meisterschaften und einem Europapokalsieg. Die Folgen des Transfers wirkten länger nach als Eusebios Karriere. Als Eusebio zu Benfica kam, hatten beide Vereine jeweils zehn Meisterschaften gewonnen. Mittlerweise steht es 36 zu 18 für Benfica.
Rivaldo zu den Bolton Wanderers
Sam Allardyce war nicht immer eine verspottete Figur des englischen Fußballs. Es gab sogar eine Zeit, in der er mit dem Trainerposten bei Real Madrid in Verbindung gebracht wurde – dieses Gerücht war jedoch ausschließlich von „Big Sam“ selbst verbreitet worden. Englands bester Trainer aller Zeiten hatte großen Erfolg mit Bolton, wo er eine beeindruckende Mannschaft zusammenstellte. Darunter waren größere Namen als Stelios Giannakopoulos: Youri Djorkaeff, Jay-Jay Okocha und Ivan Campo kamen allesamt zu Allardyces Zeit nach Bolton. Beinahe hätte es jedoch einen Star gegeben, der alle anderen überschattet hätte.
2004 berichtete The Guardian, dass Weltmeister Rivaldo kurz vor einem Wechsel nach Bolton stand. Allardyce spielte angeblich eine Hauptrolle dabei, den ehemaligen Star des FC Barclona davon zu überzeugen, dass Bolton der attraktivste Verein sei. Kevin Davies schickte eine Warnung in Richtung eines der besten Spieler seiner Generation: „Wir werden sehen, wie viel er in der Defensive läuft!“, sagte Davies über Rivaldo. Vielleicht schreckte dies den Brasilianer ab, sodass er stattdessen den ganzen Weg nach Piräus zu Olympiakos lief.
Jean-Marc Bosman zu Dunkerque
Jean-Marc Bosman hatte wohlmöglich die unglücklichste Fußballkarriere von allen hier erwähnten Spielern, sein gescheiterter Wechsel ist jedoch der bedeutsamste von allen. Bis zum Ende seines Vertrags im Jahr 1990 spielte Bosman bei RFC Lüttich. Der Mittelfeldspieler wäre gerne nach Dunkerque gewechselt, die jedoch nicht bereit waren, die Ablösesumme zu zahlen. Für Lüttich bedeutete dies, dass Bosman ihnen für immer gehören sollte, auch wenn sie ihn nicht wirklich wollten. Bosmans Gehalt wurde gekürzt, da er nicht mehr als Spieler der ersten Mannschaft galt. Bosman verklagte Lüttich wegen des Wechselverbots – und gewann. Sein Erfolg ist die Möglichkeit für Spieler, Vorverträge für ablösefreie Wechsel zu unterschreiben. Bosman gab dieser Art von Transfer sogar seinen Namen, welche seitdem von deutlich namhafteren Spielern vollzogen wurden.
Diego Maradona zu Sheffield United
Diego Maradona ist einer der einflussreichsten Spieler, die je einen Ball bei einer Weltmeisterschaft ins Tor geschossen – oder geschlagen – haben. Wie hätte diese Karriere wohl ausgesehen, wenn Maradona als 17-Jähriger zu Sheffield United gewechselt wäre? Vielleicht würde man Maradona nun in einem Atemzug mit Ade Akinbiyi erwähnen, wenn die Rede von gescheiterten Stürmern bei Sheffield United ist. Maradonas außergewöhnliches Talent wäre jedoch mit höchster Wahrscheinlichkeit deutlich geworden – egal bei welchem Verein.
Der Vorstand von Sheffield schreckte vor der 200.000-Pfund-Ablöse zurück, die 1978 für Maradonas Wechsel von den Argentinos Juniors fällig gewesen wäre – und das trotz des Enthusiasmus von Trainer Harry Haslam. Stattdessen sparten die „Blades“ 40.000 Pfund, indem sie Maradonas Landsmann Alex Sabella verpflichteten. Sabella war gut, aber er war kein Maradona. Sheffield United ist derzeit in der Championship in Topform mit einer Quote von 7.50 auf den Gewinn des Titels. Vielleicht würden sie bereits in der Premier League spielen, wenn Maradona damals zur Vereinslegende geworden wäre.
Natürlich ist man auch beim Fußball im Nachhinein immer schlauer. Viele Spieler werden als der nächste Maradona oder Zidane bejubelt und stellen sich letztlich als der nächste Stracqualursi oder Guivarc’h heraus. Kein Wunder, dass Jim White am Transfer-Deadline-Day so aufgeregt ist: Vielleicht könnte eine der Neuverpflichtungen das nächste Jahrzehnt eines Vereins prägen.