Bei all den Diskussionen um einen immer größer werdenden Unterschied zwischen den finanziellen Möglichkeiten der Großclubs und der kleinen Vereine, ist dies eine schöne Konstante. Die oft hitzige Atmosphäre auf schlecht präparierten Plätzen, verbunden mit dem Ehrgeiz der kleinen Vereine, einmal etwas ganz Großes zu schaffen; schon so mancher Bundesligist hat sich im DFB-Pokal böse die Finger verbrannt.

Insbesondere dann, wenn ein Trainer entschied, gegen einen vermeintlichen Außenseiter Stammspieler zu schonen. Doch der Pokal schreibt auch immer wieder andere, skurrile Geschichten. So etwa der „Pokal-Sturz“ aus dem Jahr 2002, als der Pott aus den Händen von Rudi Assauer auf die Straße knallte und aufwendig restauriert werden musste.

Überhebliche Hamburger werden bestraft

 

Ein wahrer Klassiker in der Pokal-Historie war das Zweitrundenspiel zwischen dem VfB Eppingen und dem HSV 1973. Der völlig unbekannte Oberligist VfB Eppingen traf auf den damaligen Tabellenersten der Bundesliga. Vor 15.000 fanatischen Fans unterschätzten die Hamburger Eppingen vollkommen.

Die Mannschaft hatte kurz zuvor einen 8:0 Sieg im UEFA-Pokal gefeiert und nahm die Partie auf die leichte Schulter. Doch Gerd Störzer erzielte gleich zwei Tore, um die Außenseiter in Führung zu bringen. Das Gegentor der Hamburger durch Horst Bertl hatte keine Auswirkungen mehr und Eppingen gewann das Duell mit 2:1. Der Sieg der Eppingen ist das Paradebeispiel schlechthin für einen kleinen Verein, der mit Leidenschaft und und einer begeisterten Anhängerschaft im Rücken einen arrogant auftretenden Erstligisten aus dem Pokal warf.

Die wütenden HSV-Anhänger beschimpften noch im Stadion die eigene Mannschaft, die ihrer Meinung nach lustlos und unmotiviert gespielt hatte.

Ein Landwirt wirft die Bayern raus

 

Ziemlich genau 20 Jahre später erlitt der FC Bayern eine ähnliche Schmach wie seinerzeit der HSV. 1993 hatten die Bayern gerade Giovanni Trapattoni als Coach verpflichtet und in der ersten Pokalrunde den TSV Vestenbergsgreuth zugelost bekommen - ein viertklassiges Team aus der fränkischen Provinz.

Der Ort Vestenbergsgreuth zählt gerade einmal 1.500 Einwohner. Doch der Underdog hatte einen Plan: Die Bayern um jeden Preis am Tore schießen hindern. So verteidigten die Mittelfranken rigoros und brachten die Bayern-Stars zunehmend zur Verzweiflung. Trapattoni tobte an der Seitenlinie. Und dann geschah das Unfassbare: Der heutige Landwirt Roland Stein traf per Kopf zum 1:0 gegen Oliver Kahn im Tor der Bayern.

In der Folge blieb Vestenbergsgreuth seiner defensiven Taktik treu. Und tatsächlich schafften es die Topstars aus München nicht mehr, den Ausgleich zu erzielen. Die Sensation war perfekt, der FC Bayern an einem Viertligisten gescheitert. 2018 könnte sich theoretisch eine ähnliche Sensation wiederholen, denn nun treffen die Bayern im Viertelfinale des DFB-Pokals auf den Drittligisten SC Paderborn. Die Quote auf einen Sieg Paderborns steht gerade einmal bei 17.00, doch man sollte die Ostwestfalen auf keinen Fall unterschätzen.

Zwölf Tore in einem Spiel

 

1984 wären die Bayern im Halbfinale des DFB-Pokals beinahe an einem Zweitligisten gescheitert. Dieser Zweitligist hieß Schalke 04 und der Verlauf der Partie macht auch dieses Spiel erwähnenswert. Sage und schreibe zwölf Tore waren am Ende gefallen. Doch immer der Reihe nach: Bayern reiste als großer Favorit zum damaligen Zweitligisten Schalke 04. Schnell lagen die Münchner mit 2:0 in Führung.

Doch dann folgte der große Auftritt des damals 18-jährigen Olaf Thon. Kruse und Thon gleichten zum 2:2 aus und auch nach dem erneuten Führungstreffer von Rummenigge konnte Thon noch einmal treffen. Das muntere Toreschießen ging jedoch weiter und als Dieter Hoeneß in der dritten Minute der Nachspielzeit das 6:5 für Bayern erzielte, schien diese Wahnsinnspartie endgültig gelaufen.

Doch dann kam wieder Thon und donnerte den Ball aus spitzem Winkel an Torhüter Jean-Marie Pfaff vorbei zum 6:6. Auch heute noch ist jenes Tor für den damals 18-jährigen Thon das Wichtigste seiner Karriere. Diese Partie hätte eigentlich eine Verlängerung verdient gehabt, aber: Seinerzeit stand bei einem Unentschieden noch ein Wiederholungsspiel auf dem Programm. Dieses entschieden die Bayern mit 3:2 für sich und standen damit im Finale. Bayern sicherte sich schließlich den Titel gegen Borussia Mönchengladbach, das seinerzeit übrigens von einem gewissen Jupp Heynckes trainiert wurde.

Als amtierender Bayerntrainer hat Heynckes in der aktuellen Saison wieder die Chance auf den DFB-Pokal-Sieg mit den Münchnern. Schon als Spieler gewann Heynckes den Pokal 1973 mit Mönchengladbach. 

Der Pokal nimmt Schaden

 

Eine weitere legendäre Pokalgeschichte spielte sich 2002 ab. Schalke 04 war amtierender Pokalsieger und verteidigte den Titel in der Folgesaison durch ein spektakuläres 4:2 gegen Bayer Leverkusen. Doch der eigentliche Aufreger passierte im Nachhinein. Bei den Siegesfeierlichkeiten in Gelsenkirchen ließ der damalige Schalke-Manager Rudi Assauer den Pott versehentlich von einem Tieflader fallen.

Die Landung des Pokals war hart, das gute Stück stark beschädigt. Die Reparatur der Trophäe überließ man dem Mann, der den Pokal 1964 entworfen und hergestellt hatte: dem damals 75-jährigen Wilhelm Nagel. Dieser war von Rudi Assauer seinerzeit persönlich beleidigt worden und kündigte an, mit Assauer nie wieder ein Wort wechseln zu wollen. Als er den demolierten Pokal das erste Mal sah, hatte er Tränen in den Augen.

Die Reparatur des Pokals dauerte schließlich fünf Monate und kostete 34.000 Euro. Nagel hatte nach jedem Pokalsieg die Aufgabe, den Namen des neuen Gewinners einzugravieren. Immer mal wieder habe es leichte Schäden an dem Stück gegeben, erzählte er. Aber ein dermaßen großer Schaden, wie der durch Assauer verursachte, war Nagel noch nie untergekommen. Auch wenn der Pokal nach fünf Monaten wieder heil war, zu einer Aussprache oder Versöhnung zwischen Assauer und Nagel ist es nie gekommen.

2011 gewann Schalke zum bisher letzten Mal den DFB-Pokal, der nach diesem Sieg in einem Stück blieb. Möglicherweise wird man beim DFB schon etwas nervös, denn in dieser Saison ist Schalke immer noch im Rennen um den Pokal. Im Viertelfinale geht es für die Königsblauen mit einer Quote von 1.75 für einen Sieg gegen den VfL Wolfsburg.

Hoffenheim geht in Berlin unter

 

Eine der letzten großen „Pokaltragödien“ eines erfolgreichen Bundesligisten musste in der Saison 2012/2013 die TSG Hoffenheim hinnehmen. Hoffenheim war damals nach dem Durchmarsch in die erste Liga die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga. Der Berliner AK spielte dagegen in der vierten Liga und war krasser Außenseiter.

Doch was dann im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark passierte, ging in die Geschichtsbücher ein. Der Regionalligist führte schon zur Pause mit 3:0 gegen die völlig schockierten Hoffenheimer. Der damalige Hoffenheim-Trainer Markus Babbel ging in der Halbzeitpause noch nicht einmal in die Kabine. Stattdessen schritt er nachdenklich über den Rasen. In der zweiten Halbzeit folgte sogar das 4:0.

Während Hoffenheim genau einen Schuss aufs gegnerische Tor abgab, überzeugten die Berliner mit gefälligem Offensivfußball. Ohne den starken TSG-Torhüter Tim Wiese wäre das Ergebnis wahrscheinlich sogar noch höher ausgefallen. Aber auch so war es die höchste Niederlage, die ein Bundesligist im Pokal jemals gegen einen Viertligisten hinnehmen musste.

Schon in der Vorsaison hatte Hoffenheim in der ersten Pokalrunde gegen Sechstligist Germania Windeck zwischenzeitlich zurückgelegen und dann den Sieg gerade so in der Verlängerung errungen. Der Berliner AK schied nach der tollen Vorstellung gegen Hoffenheim übrigens in der zweiten Runde sang- und klanglos aus - gegen 1860 München setzte es eine 0:3-Pleite.

 

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