„Das ist ja ein Freilos, oder?“, kommentierte Paderborns Geschäftsführer Markus Krösche mit etwas Galgenhumor, nachdem feststand, dass die Ostwestfalen die großen Bayern im Viertelfinale des DFB-Pokals empfangen werden. Nein, ein Freilos wird es für den Drittligisten wahrlich nicht, wenn dann für die Bayern, oder doch nicht? Auf dem Papier spricht alles für den Rekordpokalsieger, doch unterschätzen sollten die Münchner den Underdog nicht. Was könnte für eine Sensation sprechen, was dagegen? Wir klären auf.

Paderborn zurück zu alter Stärke?

Noch im Sommer 2014 schien die Sonne über Paderborn. Der Mannschaft gelang zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte der  Aufstieg in die 1. Bundesliga und man freute sich auf die erste Saison im Oberhaus. Nach ordentlicher Hinserie brach die Mannschaft in der Rückrunde jedoch ein und musste den direkten Weg zurück in Liga zwei antreten. Doch damit nicht genug.

Die zwei darauffolgenden Spielzeiten waren eine Katastrophe für die Ostwestfalen. Nach dem sang- und klanglosen Abstieg in die dritte Liga in der Saison 2015/2016, war der SC Paderborn auch das Jahr darauf in der dritten Liga sportlich abgestiegen. Durch die Insolvenz des TSV 1860 München konnte der Durchmarsch in die Regionalliga jedoch abgewendet werden.

In der aktuellen Saison läuft es wieder rund bei Paderborn. Steffen Baumgart und seinem Trainerteam ist es gelungen, eine schlagkräftige Truppe zu formen, was der Blick auf die Tabelle bestätigt. Der ehemalige Bundesligist führt das Tableau mit komfortablem Vorsprung auf Platz drei an und strebt die Rückkehr  in die 2. Bundesliga an. Ausschlaggebend für den aktuellen Höhenflug ist vor allem die starke Offensive der Ostwestfalen. So haben bereits sechs Spieler mindestens acht Pflichtspieltore in dieser Spielzeit auf dem Konto.

Diese gefährliche Offensive könnte die Bayern an einem guten Tag überraschen und vor Probleme stellen. Oft ist es vorgekommen, dass der Favorit besonders in der ersten Halbzeit Schwierigkeiten mit mutigen Außenseitern hatte. Wirbeln Toptorjäger Sven Michel und seine Kollegen in vorderster Front ähnlich wie in der Liga, könnten die Bayern in Paderborn an einem schlechten Tag ihr blaues Wunder erleben. Hinzu kommen bundesligaerfahrene Akteure wie Christian Strohdiek und Marc Vucinovic, die der Offensive der Bayern Paroli bieten können und  der eigenen Defensive Sicherheit und Stabilität verleihen.

Mit den Fans im Rücken die Bayern ärgern?

Auch die Fans könnten zu einem Faktor für den SC Paderborn werden. Schon direkt im Anschluss an die Auslosung schloss Markus Krösche den Umzug in ein größeres Stadion, zum Beispiel nach Bielefeld, aus. Die Ostwestfalen sind die beste Heimmannschaft der dritten Liga, fühlen sich im heimischen Stadion pudelwohl. Spüren die Fans, dass sich die Mannschaft zerreißt und die Bayern Probleme haben, werden  die 15. 000 in der ausverkauften Benteler-Arena das Stadion in einen Hexenkessel verwandeln. Mit der Unterstützung der Anhänger im Rücken kann der Underdog, wie der DFB-Pokal in seiner Vergangenheit  schon des Öfteren gezeigt hat, über sich hinauswachsen und ungeahnte Kräfte freisetzen.

Bayern und die Schmach von Vestenbergsreuth

Auch ein Blick in die Geschichtsbücher des DFB-Pokals dürfte den Paderbornern etwas Mut machen. Denn nicht selten gelang es den unterklassigen Vereinen, den haushohen Favoriten aus der höchsten deutschen Spielklasse ein Bein zu stellen. Davon können auch die Bayern ein Lied singen.

Seit der Saison 1990/1991 schieden die erfolgsverwöhnten Münchner bereits satte fünfmal gegen unterklassige Vereine aus. In der Saison 90/91 scheiterte der Rekordpokalsieger in der ersten Runde an der TSG Weinheim. Auch im Folgejahr war das Thema DFB-Pokal für die Bayern früh beendet. Gegen den damaligen Zweitligisten FC 08 Homburg setzte es im heimischen Olympiastadion eine bittere 2:4-Niederlage nach Verlängerung.

Die peinlichste aller Schlappen kassierten die Münchner 1994 unter ihrem damaligen Trainer Giovanni Trapattoni, als das Starensemble um Lothar Matthäus mit 0:1 in Vestenbergsreuth baden ging. Auch im Jahr 2000 blamierten sich die Bayern durch eine 3:5-Niederlage nach Elfmeterschießen gegen Magdeburg in Runde eins bis auf die Knochen.

Die Niederlage gegen Zweitligist Alemannia Aachen aus dem Jahr 2004 ist die bis heute letzte Pleite gegen einen unterklassigen Gegner. Der SC Paderborn hätte sicher nichts dagegen, der Nächste in der Liste zu sein.

David gegen Goliath

Auch wenn die oben genannten Faktoren den Spielern und Fans des SC Paderborn etwas Hoffnung verleihen, ist sich ganz Fußballdeutschland einig, dass alles außer ein deutlicher Sieg der Bayern einer Sensation gleichen würde. Zu groß sind einfach die Unterschiede zwischen beiden Teams. So hat beispielsweise Franck Ribéry denselben Marktwert wie der gesamte Kader des SC Paderborn zusammen. Die Kluft zwischen Profi- und Amateurvereinen ist in den letzten Jahren extrem angewachsen, vor allem was die finanziellen Mittel betrifft.

Außerdem sind die Bayern seit der Rückkehr von Jupp Heynckes in bestechender Form und eilen von Sieg zu Sieg. Allein in dieser Pokalsaison eliminierten die Münchner bereits die Rivalen aus Leipzig und Dortmund.  Die individuelle Klasse der Münchner ist enorm, selbst wenn der ein oder andere Reservist der letzten Wochen in Paderborn zum Einsatz kommen sollte.

Des Weiteren wird Jupp Heynckes dafür sorgen, dass der Tabellenführer der dritten Liga nicht unterschätzt wird. Immerhin kegelten die Ostwestfalen mit St. Pauli, Bochum und Ingolstadt bereits drei Zweitligisten aus dem Wettbewerb.  

Auch der Blick auf die Statistik lässt kaum Zweifel am Ausgang der Partie offen. In den bisherigen drei Aufeinandertreffen beider Teams erzielten die Bayern 15 Tore (5:1, 4:0, 6:0). Eine echte Horrorbilanz für Paderborn. Kommt die Offensivmaschine der Bayern ins Rollen, könnte diese Serie durchaus ausgebaut werden. Fallen mehr als 4,5 Tore im Spiel, gibt es eine starke 2.88-Quote.

Der SC Paderborn steht somit vor einer nahezu unüberspringbaren Hürde. Die Bayern gehen als haushoher Favorit ins Spiel. Erreichen sie einigermaßen Normalform, werden sie das Spiel gewinnen. Für einen Sieg des Rekordmeisters gibt es eine 1.12-Quote.

Kampflos werden sich die Ostwestfalen jedoch nicht geschlagen geben. Treten sie mutig auf, gelingt es ihnen vielleicht, den Favoriten zu ärgern. Mit den Zuschauern im Rücken kann eine Sensation im Vorfeld nie komplett  ausgeschlossen werden. Denn wie jeder weiß, schreibt der Pokal seine eigenen Gesetzte. Die Sensation durch den SC Paderborn würde mit einer überragenden 17.00-Quote belohnt werden.

 

Drei Bundesliga-Duelle um den Einzug ins Halbfinale

In den drei anderen Viertelfinalbegegnungen stehen sich jeweils zwei Bundesligisten gegenüber. Bayer Leverkusen empfängt hierbei Werder Bremen und geht als klarer Favorit ins Spiel. Auch der FC Schalke geht vor heimischem Publikum gegen den VFL Wolfsburg leicht favorisiert in die Partie, während der Ausgang des Rhein-Main-Derbys zwischen Eintracht Frankfurt und dem FSV Mainz 05 jedoch völlig offen ist.

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