Am 19. Mai 2018 steht in Berlin wie im Frühjahr jeder Saison das fußballerische Highlight an. Im DFB-Pokalfinale dieser Spielzeit treffen sich Rekordsieger Bayern München und der letztjährige Zweite Eintracht Frankfurt. Doch der DFB-Pokal ist viel mehr als nur dieses Endspiel. Von Sensationen der Kleinen über wahre Torfestivals werfen wir einen Blick auf die 10 besten DFB-Pokalspiele aller Zeiten.

Zwergenaufstand: TSV Vestenbergsgreuth - Bayern München

Den Fans des Hamburger SV werden neben ewigen Relegationsduellen vor allem die Städte Eppingen und Geislingen im Gedächtnis bleiben. Beim FC Bayern ist das nicht anders. Neben der Niederlage gegen den FV Weinheim blamierte sich der deutsche Rekordpokalsieger im Sommer 1994 auch gegen den TSV Vestenbergsgreuth.

Es war das erste Pflichtspiel unter dem neuen Star-Trainer Giovanni Trapattoni und es lief nicht wirklich so, wie es sich der Italiener erhofft hatte: Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit traf der krasse Außenseiter zur Führung. Torschütze war der Hobbyfußballer und Betriebsschlosser Roland Stein.

Millionen Menschen vor den TV-Geräten waren vom Tor genauso überrascht wie die Millionenverdiener um Torhüter Oliver Kahn. Matthäus, Scholl, Nerlinger und Co. fanden keine Antwort mehr - das Spiel endete 1:0. Dabei konnten die Gastgeber nicht einmal auf den Heimvorteil setzen, waren sie doch zwecks größerer Kapazität ins Nürnberger Frankenstadion umgezogen. Mittlerweile heißt der Verein Greuther Fürth und ist Nürnbergs größter Rivale -verrückte Fußballwelt.

Erstes Finale: 1. FC Nürnberg - FC Schalke 04

1935 wurde erstmals ein Vereinspokal in Deutschland ausgetragen, der damals noch unter dem Namen Tschammerpokal firmierte. Das erste Finale aller Zeiten konnte mit zwei Traditionsklubs aufwarten, wobei Schalke 04 als amtierender Zweifachmeister als klarer Favorit ins Duell mit dem damaligen Rekordmeister 1. FC Nürnberg ging. 5 Meistertitel standen damals auf der Habenseite, während der Club dieses Jahr beinahe die Zweitliga Meisterschaft eintüten konnte.

Im Düsseldorfer Rheinstadion trauten 60.000 Zuschauer im Schneeregen ihren Augen nicht. Nach einem 0:0 zur Halbzeit fiel aus heiterem Himmel in der 46. Minute ein Tor für den Club, von dem bis heute angesichts des Chaos im Strafraum niemand sagen kann, wer es eigentlich erzielte. Die lange vermisste Offensive der Schalker kam nun endlich ins Rollen, doch das Tor war wie vernagelt. Club-Keeper Georg Köhl rettete gemeinsam mit seinen Vorderleuten Oehm und Munkert mehrfach bravourös, sodass es kam, wie es kommen musste: Nürnberg legte in der 85. Minute durch einen Abstauber von Friedel nach und brachte das erste Pokalfinale am Ende über die Bühne.

Comeback: RW Essen - Alemannia Aachen

Da der erste Pokalwettbewerb in Deutschland 1935 ausgetragen wurde, hatte dieser nicht allzu lange Bestand. Der 2. Weltkrieg führte ab 1943 zu einer Pause für den positiv angenommenen Wettbewerb. 1953 kehrte er erstmals in die Stadien zurück. Mit dem Comeback, offiziell unter dem Namen DFB-Pokal, trafen sich im Finale RW Essen und Alemannia Aachen. Schon damals war viel Tradition vorhanden, sodass die 40.000 Zuschauer ein rassiges Duell sahen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten brachte das Tor von Franz Islacker Ruhe in die Aktionen von Rot-Weiss, das nun längere Zeit am Drücker blieb. Helmut Rahn setzte ein Jahr vor seiner Heldentat in Bern das 2:0 drauf. Nach dem Anschlusstreffer des späteren Bundestrainers Jupp Derwall kam noch einmal Spannung auf, doch am Ende behielt RW die Oberhand.

Turban: Bayern München - 1. FC Nürnberg

Dieter Hoeneß ist zweifellos eine der prägenden Figuren des deutschen Fußballs, sei es als Spieler oder später als Manager. Am meisten in Erinnerung blieb den Fans jedoch nicht sein Sieben-Tore-Spiel gegen den VfB Stuttgart, sondern dieses eine Endspiel gegen den 1. FC Nürnberg. Dieses wäre an sich kein besonderes Finale gewesen, doch der Zusammenprall zwischen Hoeneß und Alois Reinhardt veränderte alles: Das Blut strömte Hoeneß' Gesicht herab und den Rest des Spiels bestritt der Stürmer mit einem Turban.

Ausgerechnet er selbst war es schließlich, der das DFB-Pokalfinale mit seinem Tor entschied, nachdem Nürnberg noch 2:0 geführt hatte. Per Kopf bereitete Hoeneß im Anschluss unter Schmerzen das 1:2 vor, ehe seine Teamkollegen zwei weitere Tore zur Führung erzielen. Schließlich markierte Dieter Hoeneß das 4:2, natürlich per Kopf.

 

Elfmeterdrama: Borussia Mönchengladbach - Bayern München

Ein wahres Pokaldrama spielte sich im Finale 1984 ab, als Borussia Mönchengladbach auf die Bayern traf. Der entscheidende Mann des Finales war am Ende ausgerechnet der Nationalspieler, der zur kommenden Saison das weiße gegen ein rotes Trikot tauschte: Lothar Matthäus. Nach 120 Minuten voller Tempo und Torchancen stand es am Abend des 31. Mai 1:1.

Somit musste wie so oft das Elfmeterschießen zur Entscheidungsfindung herhalten. Gladbach-Coach Jupp Heynckes fragte seine Spieler, welchen Elfmeter sie schießen wollen und trotz Unsicherheit sicherte sich Matthäus den ersten Ball. Der Ball flog über das Tor, die Münchner triumphierten in Frankfurt. Dass dieser Elfmeter tatsächlich gar nicht der Entscheidende war und Bayern erst in Runde 8 gewann, interessierte im Anschluss niemanden mehr.

Die Quote auf eine Verlängerung im kommenden Pokalfinale zwischen Bayern und Frankfurt liegt im Übrigen bei 5,60. Mehr Drama, diesmal aber rund um Niko Kovac?

 

Dunkelheit: Eintracht Braunschweig - Borussia Dortmund

Während Borussia Dortmund in den vergangenen Spielzeiten überaus erfolgreiche Pokalsaisons fabrizierte, mussten sie sich vor einigen Jahren noch oftmals hinten anstellen. So auch 2005, als sie das Los zum Erstrundenspiel nach Braunschweig führte, wo die Eintracht gerade den Zweitligaaufstieg gefeiert hatte.

Dortmund reiste mit voller Kapelle an, konnte mit Weidenfeller, Wörns, Metzelder oder Ricken glänzen, war früh mit 1:0 in Front, doch auf einmal war es dunkel im Stadion. Das Flutlicht fiel nach 35 Minuten aus und sorgte für eine 13-minütige Unterbrechung, die den Dortmundern den Rhythmus raubte. Jürgen Rische konnte noch vor der Halbzeit den Ausgleich markieren, doch der BVB sammelte sich auch zur offiziellen Unterbrechung nicht. Der Außenseiter legte durch Daniel Graf in der 84. Minute nach und feierte den wohl größten Pokalerfolg seiner Vereinsgeschichte.

 

Zweitligatriumph: Hannover 96 - Borussia Mönchengladbach

Abermals standen die Gladbacher 1992 auf der Verliererseite in einem Pokalendspiel. Diesmal jedoch ging es nicht gegen den favorisierten Branchenprimus aus München, sondern gegen einen vermeintlich kleinen Zweitligisten in Hannover 96. Genau 38 Jahre nach der deutschen Meisterschaft wiederholte 96 allerdings die Sensation und gewann den Pokal in Berlin.

Insbesondere Torhüter Jörg Sievers hielt mit seiner konzentrierten Defensive lange die Null, sodass abermals ein Elfmeterschießen die zuvor torlose Partie entscheiden musste. Sievers hielt im Nervenduell zwei Elfmeter, während Uwe Kamps auf der Gegenseite "nur" einen Ball parieren konnte. So wurde Michael Schjönberg-Christensen mit seinem verwandelten Strafstoß zum Spieler, der in Hannover stets mit dem einzigen Pokalsieg verbunden sein wird.

 

Nordduell: Hamburger SV - Werder Bremen

Diese April-Wochen im Jahr 2009 sind noch heute legendär. Gleich viermal trifft der HSV in sämtlichen Wettbewerben - Bundesliga, Pokal, Europa League - auf seinen größten Rivalen aus Bremen. Vom Europa League Finale sind beide Nordklubs heute weit entfernt. Vor neun Jahren jedoch handelte es sich um die Mannschaften, denen nach dem FC Bayern international am meisten zuzutrauen war. Entsprechende Bedeutung hatte deshalb auch das DFB-Pokal-Halbfinale zwischen beiden.

Der Derbymarathon endet für den HSV in einem Albtraum, von dem sich der Klub bis heute nicht erholt hat. Ausgerechnet der polarisierende gegnerische Torwart Tim Wiese wurde am Ende zu Werders Helden. Nach 120 Minuten stand je ein Tor auf der Anzeigetafel, sodass das Elfmeterschießen über den Finaleinzug entscheiden musste. Tim Wiese hält drei Bälle und entscheidet das Derby im Alleingang.

 

Einmalig: Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln

Zurück zu einem Endspiel, das legendärer nicht hätte verlaufen können. Borussia Mönchengladbach traf 1973 im Düsseldorfer Rheinstadion auf den 1. FC Köln. Was im Spiel folgte war fantastisch, denn beide Teams gaben sich über 120 Minuten alles, was sie hatten. Purer Offensivfußball endete mit exzellenten Spielzügen, Chancen auf beiden Seiten und viel Dramatik.

Dass die Geschichte des 2:1-Sieges am Ende ein einzelner Spieler schrieb, ist für den DFB-Pokal dann fast symptomatisch. Günter Netzer wurde von seinem Trainer Hennes Weisweiler lange auf der Bank gelassen, musste sich das Treiben von außen anschauen, ehe er sich schließlich selbst einwechselte: "Ich spiel dann jetzt", habe Netzer zum Trainer gesagt. 185 Sekunden in der Verlängerung waren gespielt, als der Ball im Kölner Winkel zappelte. Der entscheidende Torschütze war kein Geringerer als Günter Netzer.

 

Spektakel: FC Schalke 04 - Bayern München

Zu guter Letzt in der Liste der besten 10 Pokalspiele aller Zeiten findet sich ein Halbfinale zwischen Schalke und Bayern. Das klingt an sich schon gut, doch was die Zuschauer im Parkstadion an jenem 2. Mai 1984 zu Gesicht bekamen, war außergewöhnlich. Das Duell endete mit 6:6 nach Verlängerung und ist bis heute das vielleicht legendärste DFB-Pokalspiel.

Dreimal wurde vom ZDF-Kommentator Eberhard Figgemeier die endgültige Entscheidung angekündigt, doch jedes Mal hatte Schalkes Youngster Olaf Thon eine Antwort parat. Der spätere Weltmeister erzielte drei Tore, so auch das 6:6 in der Nachspielzeit der Verlängerung. Da es zu jenem Zeitpunkt noch Nachholspiele gab, musste die Entscheidung einige Tage später in München fallen. Die Bayern gewannen ein weniger spektakuläres Spiel schließlich mit 3:2, ehe das Finale die Matthäus-Geschichte schrieb. Verrückter DFB-Pokal!

 

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