Eigentlich sollte Ferrari an den nächsten beiden Wochen einiges zu feiern haben, denn für die Scuderia stehen zwei Heimrennen an. Zunächst starten die Formel-1-Boliden dieses Wochenende beim Italien Grand-Prix in Monza und im darauffolgenden Rennen beim Großen Preis der Toskana in Mugello. Zudem wird der italienische Rennstall sein 999. und anschließend sein 1000.

Formel 1 Rennen bestreiten. Doch bei dem prestigeträchtigen Italien Grand-Prix, der als einer der wenigen seit der Gründung der Formel 1 im Jahr 1950 jedes Jahr ausgetragen wurde, braucht Ferrari wohl ein Wunder, um auf die vordersten Plätze zu fahren. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Lewis Hamilton seinem siebten Weltmeistertitel ein Stück näher kommt…

Der aktuelle WM-Fahrerstand

Wie in den letzten Jahren sooft, führt wieder einmal Lewis Hamilton die WM-Fahrerwertrung an. Hamilton stand mit Ausnahme des Auftaktrennens, bei dem er Vierter wurde, bei jedem weiteren Rennen in der aktuellen Saison auf dem Podium – fünf der sieben absolvierten Rennen hat er sogar gewonnen.

Und so liegt der Brite natürlich auch in der WM-Wertung vor allen anderen. Mit 157 Punkten hat Hamilton bereits 47 Punkte Vorsprung auf seinen ersten Verfolger, Max Verstappen (110 Punkte).

Denn auch der junge Niederländer hat bei fast jedem Rennen einen Podiumsplatz belegt, nur beim Österreich Grand-Prix schied er wegen technischer Probleme aus und verlor so wichtige Punkte.

Der Dritte im Kampf um die Weltmeisterschaft ist Valtteri Bottas (107 Punkte). Der zuverlässige Finne liegt nur drei Punkte hinter Verstappen und könnte an der Spitze noch gefährlich werden.

Weit abgeschlagen sind dagegen die weiteren Verfolger. Der zweite Red Bull Pilot nach Verstappen, Alexander Albon (48 Punkte), liegt auf Platz vier und hat bereits 109 Punkte Rückstand auf Hamilton und wird damit nicht mehr oben angreifen können.

Leclerc liegt übrigens als bester Ferrari-Pilot nach vier punktlosen Rennen auf Rang fünf mit 45 Punkten. Sebastian Vettel ist 13. Mit nur 16 Punkten.

Die aktuelle Konstrukteurswertung

Auch in der Konstrukteurswertung zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Natürlich ist auch hier Mercedes das Maß aller Dinge. Der deutsche Rennstall hat alle letzten sechs Konstrukteurs-WM-Titel gewonnen und ist auch in dieser Saison auf dem besten Weg dazu.

Ein Blick hinter die Kulissen von Mercedes beim Italien Grand-Prix 2018.

Die Silberpfeile haben bisher 264 Punkte eingefahren, Red Bull liegt mit 158 Punkten auf dem zweiten Platz. Bisher ist es Verstappen und Albon sogar erst in einem einzigen Rennen gelungen, mehr Punkte als Hamilton und Bottas zu holen. Beim 70. Jubiläums Grand-Prix sammelte Red Bull 35 Zähler und Mercedes 34, ansonsten führte immer Mercedes das Feld an.

Rekorde beim Italien Grand-Prix

Der Italien Grand-Prix wurde seit 1950 bis auf die Saison 1980 immer auf dem Autodromo Nazionale Monza ausgetragen und war schon oft Schauplatz von atemberaubenden Rennen.

Die Rekordsieger in Monza sind Michael Schumacher und Lewis Hamilton, beide Piloten konnten bisher fünf Siege beim Italien Grand-Prix feiern. Aufs Team bezogen ist Ferrari jedoch mit 19 Siegen alleiniger Rekordhalter, letztes Jahr gewann Charles Leclerc mit der Scuderia  in Monza.

Doch bei den meisten Poles hat Hamilton die restlichen Fahrer abgehängt. Bereits sechsmal startete der Brite von Position Eins aus und damit einmal mehr als Rennfahrergrößen wie Juan Manuel Fangio oder Ayrton Senna. Und auch hier führt Ferrari mit 21 Pole-Positions die Liste an.

Die schnellste Rennrunde auf dem insgesamt 5.793 Kilometer langen Circuit ist Rubens Barrichello im Jahr 2004 mit Ferrari gefahren. Für eine Runde benötigte er 1:21.046 Minuten. Den Rundenrekord im Qualifying hält indes Kimi Räikkönen, der 2018 in seinem Ferrari in 1:19.119 über die Strecke flog.

Übrigens: Im Jahr 2008 fuhr Sebastian Vettel in Monza zu seiner ersten Pole-Position und konnte sich auch im Rennen gegnüber der anderen Fahrer behaupten, als er nämlich zum ersten Formel-1-Sieg seiner Karriere fuhr.

Verbot des „Party-Modus“ – Chance für Verstappen und Ricciardo?

Sehen wir in Italien doch einen anderen Sieger als Lewis Hamilton oder Valtteri Bottas? Das ist durchaus möglich, denn durch eine Regeländerung, die in Monza in Kraft tritt, könnte ein Vorteil von Mercedes der Vergangenheit angehören.

Die Rede ist vom sogenannten „Party-Modus“, durch den auf einer Runde zusätzliche Leistung freigegeben wurde. Davon hat vor allem Mercedes im Qualifying profitieren können und wurde quasi unschlagbar. Seit Monza ist jedoch nur noch eine Motoreneinstellung für das Qualifying und das Rennen erlaubt, wodurch sich viele Teams erhoffen, wieder konkurrenzfähiger zu werden.

Wie wirkt sich die Abschaffung des "Party-Modus" genau aus?

Vor allem Red Bull und der zuletzt immer wieder durch gute Performance auffallende Renault-Rennstall wittern durch die neue Regelung Chancen.

Daniel Ricciardo und Esteban Ocon fuhren im Renault beim Belgien Grand-Prix auf die Plätze vier und fünf und hoffen nun auf Platzierungen noch weiter vorne. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass die beiden Piloten auf Strecken, bei denen weniger Abtrieb gefragt ist, durchaus mit den anderen mithalten können – und genau so eine Strecke erwartet uns auch in Monza.

Erster Grand-Prix vor (wenigen) Zuschauern

2017 wurde in Monza noch ein neuer Zuschauer-Rekord aufgestellt, als sich am Rennwochenende rund 167.000 Fans auf dem Renngelände einfanden. Doch in der aktuellen Saison mussten wir bisher bei allen Rennen auf Zuschauer verzichten – bis jetzt, denn in Italien werden 250 Personen auf den Tribünen sitzen!

Dabei handelt es sich jedoch nicht um „normale“ Fans, sondern um 250 Krankenschwestern und Ärzte, die damit für ihren Einsatz im Kampf gegen die COVID-19-Pandämie geehrt werden sollen.

Zudem werden wir ein aus der Bundesliga bekanntes Konzept sehen, bei dem Papp-Zuschauer auf den Tribünen platziert werden. Beim Ferrari-Jubiläum in Mugello sollen sogar 3000 Fans zugelassen werden.

Prognose

Natürlich kommt man derzeit nicht um Mercedes und damit Lewis Hamilton sowie Valtteri Bottas drum rum. Der Brite ist immerhin auf dem besten Weg zu seinem nächsten WM-Titel. Doch auch Max Verstappen hat schon oft bewiesen, dass er ein ernst zu nehmender Konkurrent im Kampf um die vorderen Plätze ist.

Der Geheimtipp ist jedoch ganz klar Renault! Durch die angesprochene Regeländerung und die starken Auftritte bei Strecken mit weniger Abtrieb, könnten Daniel Ricciardo und Esteban Ocon durchaus ums Podium mitfahren.

Hier findet ihr alle Infos zu den besten Formel 1 Rennen aller Zeiten!

* Die Rechte am Bild liegen bei Luca Bruno / AP Photos *

Julia studiert aktuell Sportwissenschaft an der TUM und absolviert seit Juni ihr praktisches Studiensemester bei der Firma mmc sport in München.

Neben ihrem Spezialgebiet Fußball verfügt sie außerdem über umfangreiches Wissen in der Formel 1 und im Wintersport.