Das Grand National ist das prestigeträchtigste Rennen in der Welt des Pferdesports und es ist für jeden Jockey, Trainer und Besitzer das Größte, hier den Titel zu gewinnen.
Die Vorbereitungen auf das Rennen starten mit dem Beginn der National Hunt Saison, wo die Trainer ihre Pferde für die großen Veranstaltungen am Ende der Saison fertig machen.
Es ist aus gutem Grund das höchstdotierte Rennen der Saison. Die Aintree Rennbahn ist mit 30 einschüchternden Zäunen einer der schwierigsten Strecken im Springreiten. Becher’s Brook, The Chair und Foinavon stellen die härtesten Prüfungen während des Wettbewerbs dar.
Nur die Elite-Pferde können Ausdauer und Geschwindigkeit so kombinieren, dass sie den Sieg über die vier Meilen und 514 Yards einfahren können. Der Favoritenstatus hat nicht viel zu bedeuten - nur sieben haben seit dem zweiten Weltkrieg beim National triumphiert.
Tiger Roll hat sich zum Ziel gesetzt, das erste Gewinner-Pferd mit Favoritenstatus seit Don’t Push it im Jahre 2010 zu werden, nachdem er als einer der führenden Anwärter auf die Titelverteidigung bei den Pferderenn-Quoten angesehen wurde. Gordon Elliotts Pferd gewann das National 2018 um Haaresbreite, da es Pleasant Company auf der Ziellinie einholte, nachdem es den Großteil des Wettbewerbs dominierte.
Trotz alledem war es in der Vergangenheit nicht gerade ein glücklicher Austragungsort für die Favoriten und nun schauen wir darauf zurück, warum sie daran gescheitert sind, auch wenn sie von den Buchmachern und Online Wetten favorisiert wurden.
1. Hedgehunter
Das Pferd von Willie Mullins wäre nach Red Rum 1974 beinahe das erste Pferd mit aufeinanderfolgenden Titeln geworden. Es gab sein Debüt beim National 2004 und war in der besten Position, den Sieg einzufahren. Nur ein Sturz bei der finalen Hürde erlaubte es Amberleigh House, sich die Krone aufzusetzen.
Nachdem er bei der Bobbyjo Chase triumphiert hatte, kehrte Hedgehunter 2005 zurück, um Schwung ins Rennen zu bringen – und er war der Favorit auf den Sieg. Er zeigte eine dominante Leistung und landete mit 14 Längen Vorsprung vor dem Rest des Feldes.
Dementsprechend hoch waren die Erwartungen in der folgenden Saison und Mullins entschied sich, zu zocken, indem er sein Pferd sowohl beim Cheltenham Gold Cup als auch beim National antreten ließ. Obwohl Hedgehunter beim Gold Cup gute Leistungen zeigte, verlor er mit zweieinhalb Längen gegen War of Attrition. Im Alter von zehn Jahren war Mullins Pferd auf dem Höhepunkt seiner Springkarriere.
Es wurde erwartet, dass es mit Clan Royal um den Titel kämpfen würde, da beide Pferde bei den Quoten für Pferderennen zu Beginn des Rennens mit 6.00 als Mitfavoriten gehandelt wurden. Hedgehunter brachte sich nach einem sauberen Lauf mit drei verbleibenden Zäunen in eine herausragende Ausgangsposition. Doch anders als im Vorjahr fehlte ihm das Tempo auf der Geraden und er konnte nicht mit der Geschwindigkeit von Numbersixvalverde mithalten, sodass er bei dem historischem Triumph mit sechs Längen den Kürzeren zog.
2. Butler’s Cabin
Butler’s Cabin war ein überraschenderweise Favorit beim Grand National 2009. Jonjo O’Neills Pferd war vor dem Event nicht gerade in Bestform und wartete seit gut zwei Jahren auf einen Sieg. Trotzdem hat er das Siegen im Blut, so hat er beispielsweise beim National Hunt Chase beim Cheltenham Festival 2007 triumphiert. Den Sieg holte er sich nach einem starken Abschluss mit einer dreiviertel Länge.
Das aus Frankreich stammende Pferd trug dieses Momentum mit in das Irish Grand National. Mit AP Mc Coy im Sattel ging er bei der Veranstaltung auf der Fairyhouse Rennstrecke mit Pferdewetten Quoten von 15.00 an den Start.
Auch wenn dies zwei Jahre vor der Veranstaltung in Aintree war, genoss Butler’s Cabin trotz der enttäuschenden Saison 2008/09 beim National Hunt das Vertrauen der Buchmacher. Er wurde bei seinem letzten Auftritt beim Kim Muir Challenge Cup fünfter und seine Formschwäche war offensichtlich, sodass McCoy Probleme damit hatte, sein Pferd zum Erfolg zu führen.
Mon Mome überraschte mit einem brillanten Lauf das gesamte Feld und schlug den Rest des Feldes als Außenseiter mit einer Quote von 101.00 um zwölf Längen. Sein Erfolg unterstrich die Schwierigkeit, das National vorherzusagen, da ihm die Form und ein vorheriger Sieg fehlte, um seine Fähigkeiten vor dem Rennen richtig einschätzen zu können. Das Rennen war Butler’s Cabin letzter Auftritt in seiner professionellen Karriere.
3. Red Rum
Red Rum war bereits eine Legende, als er beim National 1975 antrat. Ginger McCains Pferd war auf der Jagd nach dem dritten Titel in Folge; ein Kunststück, welches in der Geschichte der Veranstaltung noch nie zuvor gelang.
Sein erster Sieg zwei Jahre zuvor war eine kleine Überraschung, als er sich von hinten immer weiter an das australische Vollblut Crisp annäherte und es mit einer dreiviertel Länge besiegte. Red Rum verteidigte den Titel 1974 erfolgreich, obwohl er nicht als Favorit für das Rennen galt und bei den Sportwetten Quoten hinter Scout eingeordnet wurde.
Trotzdem dominierte Red Rum den Rest des Feldes und kam vor seinem Konkurrenten L‘Escargot ins Ziel, was ihm einen Platz in der Geschichte des Nationals garantiert. So war es keine Überraschung, dass er als Favorit auf den Titel 1975 galt. Es sollte nicht sein, da L’Escargot Red Rums Siegeslauf beendete und ihm die – zu jener Zeit – meisten Siege bei diesem Wettbewerb verwehrte, in dem er für einen besonderen Ausgang sorgte.
Der Zwölfjährige war ein gutes Pferd und nur eine fehlerfreie Leistung war gut genug, um den legendären Red Rum zu schlagen. L’Escargot zog auf der Strecke davon und holte den Sieg mit 15 Längen Vorsprung. Selbstverständlich kehrte Red Rum 1977 zurück, um den dritten Titel zu holen und somit als größtes Pferd in der Geschichte des Nationals einzugehen. Trotzdem hat er es nie geschafft, als Favorit bei den Rennen zu gewinnen.
4. West Tip
Der erste Auftritt von West Tip beim National 1985 endet mit einem Sturz am Becher’s Brook. Trotzdem steckte er, ähnlich wie Hedgehunter, die Enttäuschung weg und kehrte 1986 – nicht als Favorit – zurück und gewann die Veranstaltung mit zwei Längen Vorsprung vor dem 67.00-Außenseiter Young Driver. Diese Leistung und seine Form während der nächsten Saison machten ihn zum Anwärter auf den Titel bei den Pferderenn-Wettquoten für das Rennen 1987. West Tip wurde mit 6.00 gelistet – ein schmaler Wert für das National.
Richard Dunwoody hielt sein Pferd während des gesamten Rennes bei der Stange und positionierte das Pferd im Mittelfeld, bevor er zwei Zäune vor Ende des Rennens anzog. Trotzdem hatte er nicht den Schwung, der nötig war, um die Führenden herauszufordern.
Er ließ auf der langen Gerade nach und Maori Venture nutzte die Gelegenheit, sich den Titel zu sichern, was West Tip auf den vierten Platz zurückwarf. West Tip wurde 1988 Vierter und Zweiter 1989, was ihn aufgrund seiner Leistungen beim National zu einer Legende der Aintree Rennbahn machte, auch wenn er nur einmal und niemals als Favorit in seiner illustren Karriere gewinnen konnte.