Das Six-Nations-Turnier ist einer der Höhepunkte der internationalen Rugby-Union-Saison. Ursprünglich standen sich England, Wales, Schottland, Irland und Frankreich gegenüber, aber die Organisatoren entschieden sich im Jahr 2000 dafür, Italien den Zutritt zu gewähren. Die jährlich im Februar und März stattfindende Veranstaltung ist der Höhepunkt des internationalen Rugby-Sports in den Jahren ohne WM-Turnier.
Das Six-Nations tendiert zu schockierenden Ergebnissen, unglaublichen Versuchen und kontroversen Szenen und das Turnier 2019 wird sich dem versuchen anzuschließen. Es ist an der Zeit, auf einige der größten Six-Nations-Geschichten der letzten zwei Jahrzehnte zurückzublicken.
2000: Italien beweist sich beim Six-Nations-Debüt
Kritiker hatten Zweifel, ob sich Italien bei den Six-Nations behaupten könnte, aber die italienische Mannschaft brachte die Zweifler zum Schweigen. Italien feierte sein Six-Nations-Debüt mit einem dominanten Sieg vor heimischer Kulisse gegen den Titelverteidiger Schottland. Mit einer Quote von 251,00 auf den Titelgewinn hatte man Italien keine Chance zugesprochen, nachdem das Team bei der Rugby-Weltmeisterschaft 1999 bereits 196 Punkte kassiert hatte.
Diego Dominguez war bei diesem Turnier von zentraler Bedeutung für den Erfolg Italiens. Auf dem Weg zum Titel besorgte er 29 der 34 Punkte seiner Mannschaft. Mit sechs Penalties, einer Conversion und einem Hattrick an Drop-Goals bot Dominguez eine der besten individuellen Six Nations-Darbietungen aller Zeiten. Italiens Fans blicken immer noch gerne auf diese schönen Erinnerungen zurück.
Leider blieb dies in den 20 Jahren der Six-Nations-Geschichte der glorreichste Moment für die Italiener. Heutzutage fordern die Fans regelmäßig, dass Italien durch Georgien ersetzt wird – die neue aufstrebende Nation der Rugby-Union. Mit einer Quote von 5001,00 auf den Gewinn der Six-Nations 2019 läuft Italiens Zeit womöglich langsam ab.
2003: England weigert sich an der Lansdowne Road die Seite zu wechseln
Den dritten Six Nations-Titel in vier Jahren zu gewinnen, würde Martin Johnson und Co. den ersten Grand Slam der Moderne für England sichern. Johnson führte seine Mannschaft vor einer erwartungsvollen Menge an der Lansdowne Road auf die falsche Seite des Feldes und weigerte sich, die Seiten zu wechseln.
Dies bedeutete, dass sich Irland vom roten Teppich abgewandt wiederfand, welcher für die irische Präsidentin Mary McAleese auf dem Spielfeld ausgerollt wurde. Dies verursachte Verwirrung und Aufruhr unter den irischen Spielern und Fans. England gewann das Match 42:6. Im gleichen Jahr streckte Martin Johnson die Krone des Rugby World Cups als englischer Kapitän in die Höhe – sehr zur Freude der englischen Anhänger. Auch in diesem Jahr hofft die Mannschaft um Owen Farrell sich wieder die Krone aufsetzen zu können. Für den Titel von England gibt es eine Rugby-Quote von 5.0.
2009: Irland sichert sich den ersten Grand Slam seit 61 Jahren
Irland machte es auf die harte Tour, aber es lohnte sich. So holten sie ihren ersten Sieg in der Six Nations-Ära und den erste Grand Slam seit über 60 Jahren. Ronan O’Gara war der Antreiber, indem er unter anderem Tommy Bowes Versuche mit präzisen Kicks durch die Defense Line vorbereitete. Egal welchen Irland-Fan man zu dem 2009er Turnier befragt, die Chancen stehen gut, dass dieser die Leistungen O’Garas an jenem schicksalhaften Tag honoriert.
Nur drei Minuten waren noch zu spielen und Irland lag gegen Wales mit einem Punkt hinten. Dies war der Moment, als O’Gara seinen Namen in den irischen Geschichtsbüchern verewigte. Die Waliser verließen das Feld mit gesenkten Köpfen, während die Iren in Cardiff die Nacht zum Tag machten.
Mit mehr Punkten als irgendein anderer Spieler war O’Gara für Irland während des Turniers essentiell. DAS Drop-Goal wird als einer der größten Momente in die irische Rugby-Geschichte eingehen – und das aus einem guten Grund: Es war der erste Grand Slam in über 60 Jahren.
2013: Zügellose Waliser stoppen Englands Grand-Slam-Hoffnungen
Nachdem man viermal gewonnen hatte, stürmte England voller Zuversicht nach Cardiff. Der erste Grand Slam seit 2003 winkte. Wales hatte allerdings einen anderen Plan. Die Gastgeber hatten am Eröffnungswochenende zu Hause gegen Irland verloren, wussten aber, dass ein Sieg über England ausreichen würde, um die Six Nations-Krone zu gewinnen. Das Millenium Stadium erwartete großes und Wales lieferte punktgerecht ab.
Der Lärm im Stadion war ohrenbetäubend, mehr als 74.000 Fans feuerten ihr Team leidenschaftlich an. Wales war von der ersten Minute an unnachgiebig und bekam einen Penalty nach weniger als zwei gespielten Minuten. Dies legte den Grundstein für den Erfolg. Bei dem 30:3 Erfolg der Waliser verbuchte Alex Cuthbert einen Doppelpack und die England-Fans wurden mit gesenktem Haupt nach Hause geschickt.
Der 27-Punkte-Erfolg ist nach wie vor der höchste Sieg von Wales über seinen alten Rivalen. Mit einer Quote von 2,45 gehen die Buchmacher davon aus, dass Wales als Sieger gegen England beim Six Nations 2019 hervorgeht. Dieses Spiel könnte ebenfalls entscheiden, wer das Turnier gewinnt.
2017: Daly bricht Waliser-Herzen mit einem späten Versuch in Cardiff
Mit noch weniger als fünf Minuten zu spielen, sah es es so aus, als würde Wales es England schon wieder zeigen. Mit zwei Punkten zurückliegend, gab Eddie Jones' Mannschaft den Ball an die Waliser ab. Es wirkte, als hätte Wales dem englischen Druck standgehalten. Der Centre der British & Irish Lions Jonathan Davies entschied sich dazu, den Ball einfach über das Feld zu kicken, anstatt einen Abnehmer zu finden. So bekam England noch einmal die Chance zum Gegenangriff.
George Ford trug den Ball nach vorne, bevor er ihn zu Owen Farrell passte. Der Saracens-Star war schon oft Englands Retter auf großer Bühne gewesen und brachte einen perfekten Flat Ball zu Elliot Daly. Der Wasps-Winger musste nun Cuthbert schlagen, um einen Versuch zu erzielen. Die mitgereisten Engländer drehten durch, während die Wales-Fans am Boden zerstört waren.
Weiteres Salz wurde in die Wunde gestreut, als Owen Farrell eine Conversation zum fünf Punkte Vorsprung verwandelte. Wales war geschlagen und England konnte sich den Rest des Spiels auf den Gewinn des 2017er Titels freuen.
2018: Sexton regelt es spät in Paris
Die 83. Minute war die Minute des Jonathan Sextons. Der im Jahr 2018 zum World Rugby-Spieler des Jahres gewählt wurde, sorgte im Februar 2018 für einen magischen Moment, als er den Sieg für Irland in Paris ergatterte. Ein Drop-Goal von über der Hälfte des Spielfelds brachte Irland den nächsten Grand-Slam-Sieg ein.
Es war ein packendes Spiel, das 80 Minuten hin und her ging. Trotzdem gingen die Les Bleuz mit zwei Punkten Vorsprung in die Nachspielzeit. Nach 38 Spielphasen hatte Irland den Ball in Sextons Reichweite. Der Leinster-Spieler schlenzte den Ball rein und verzückte die mitgereisten Fans. Es war einer dieser „Ich war dabei“-Momente.
An jenem Tag erzielte Sexton alle 15 Punkte der Iren und das Drop-Goal war die Krönung dieser perfekten individuellen Leistung. Irland gewann danach die vier weiteren Spiele. Darunter der Sieg über England im Twickenham am St. Patricks-Wochenende, um sich den Six –Nations-Grand-Slam zu sichern.