Eine Achterbahnfahrt in zweieinhalb Jahren:

Halbfinale Australian Open 2018 – dritter und entscheidender Satz. Angelique Kerber sinkt nach einem Ballwechsel vor Erschöpfung zu Boden. Ein Bild welches man nur allzu gut aus 2017 kennt. 23 Niederlagen in 51 Matches, Null Turniersiege, das Vorrundenaus bei der B-WM in Zhuhai, sowie der Absturz von Weltranglistenposition Nummer eins auf Platz 21.

Es folgte die schmerzhafte Trennung vom einstigen Erfolgscoach Torben Beltz. Nichts, aber auch gar nichts mehr war von der Kerber aus 2016 zu sehen – dem Jahr, wo sie zwei Grand-Slam Titel gewann, im Finale von Wimbledon und den WTA Championships stand, Silber bei Olympia errang und die neue Nummer eins im Damentennis wurde. All das war in 2017 komplett weg. Nun hat die 30-Jährige ihr Selbstbewusstsein und ihre Lockerheit wieder gefunden. Trotzdem machen diese beiden Faktoren einen nicht gleich wieder zu einer Top-Spielerin. Kerbers Renaissance ist kein Zufall, sondern hat ganz spezifische Ursachen.

„Wim war ein Bachgefühl“

Hauptgrund dafür ist ganz klar ihr neuer Trainer Wim Fissett. Der Belgier analysierte in der Vorbereitung die Schwächen und Fehler im Spiel seines neuen Schützlings – mit Erfolg wie sich bislang zeigt. Unter dem 37-Jährigen spielt Kerber wieder aggressiver und setzt ihre starke Vorhand besser und effizienter als noch in 2017 ein. Das liegt auch an ihrem neuen Schläger. Die Deutsche reiste extra nach Japan zu Ausrüster „Yonex“, um an ihrem Arbeitsgerät zu feilen. Ihr Schläger wiegt jetzt 330g (vorher 300g) und hat einen anderen Schwerpunkt als zuvor.

Somit kann sie, wie von Fissett verlangt, aggressiver spielen und die Bälle härter als zuvor schlagen. Das gute Gefühl welches ihr der Schläger gibt, münzt sie dann in Selbstvertrauen um und spielt ihre nächste große Stärke aus. Sie rennt, läuft, ackert, kämpft und gibt keinen Ball verloren. Zusammen mit Coach Fissett sorgt auch ihr neuer Fitnesscoach Rob Brandsma dafür, dass Kerber ihre Top-Leistung bis zum letzten Ballwechsel zeigen kann.

Was weiterhin auffällt ist, dass Kerber an ihrer großen Achillesferse, dem Aufschlag, gearbeitet hat. Noch vor einem Jahr war ihr zweiter Service nicht mehr als ein Einwurf. Langsam, unpräzise und leicht für die Gegnerin zu durchschauen. Doch das hat sich alles geändert – Dank einer Umstellung der Technik. Die Deutsche lässt in 2018 ihre Hüfte unten. Dazu bleibt der vordere Fuß jetzt stehen, was ihr mehr Körperspannung gibt und sie somit härter Aufschlagen lässt. Diese Veränderungen spiegeln sich auch in Zahlen wieder.

 

2017 hatte Kerber noch eine Aufschlaggeschwindigkeit von 141 km/h bei ihrem ersten Service. 2018 sind es jetzt 152 km/h. Doch nicht nur die Härte hat sich geändert. Die 2-fache Major-Siegerin verdreht jetzt außerdem mehr ihren Oberkörper. Durch diese zusätzliche Anpassung ist Kerber weniger ausrechenbar geworden – es ist nicht mehr so leicht zu erkennen wo die Deutsche nun hin servieren wird. Vorteil: Sie kann Variantenreicher aufschlagen. Kick nach außen, durch die Mitte, Slice-Aufschlag oder auf den Körper. Aufgrund dieser Unberechenbarkeit und der Flexibilität beim Service kann sie ihre fehlende Aufschlagpower gut kompensieren und bekommt dadurch mehr Zeit für den folgenden Schlag. Zahlen gefällig?

Bei den Australian Open 2017 stand Kerber nach ihrem ersten Aufschlag noch 62cm hinter der Grundlinie. Nach diesen Veränderungen steht sie nur noch 8cm hinter der Linie wodurch sie aggressiver spielen und den Ballwechsel diktieren kann. Hinzu kommt, dass die 30-Jährige nun auch mehr als zwei-Drittel ihrer Schläge mit der Vorhand ausführt. Durch den Aufschlag bekommt sie Zeit an die Linie zu rücken und sich gut zu positionieren. Dadurch wird sie aktiv und setzt die Gegnerin früh unter Druck und gewinnt dadurch die Ballwechsel.

 

Aus der Vergangenheit die richtigen Schlüsse gezogen:

Neben der veränderten Technik hat Kerber auch Bescheidenheit gelernt. Nach ihrem grandiosen Jahr 2016 wollte sie eine noch bessere Saison spielen und setzte sich utopisch hohe Ziele. Die Folge: Der selbstgemachte Druck zermürbte sie und nahm ihr nach und nach die Lockerheit und den Spaß am Spiel. Nun sind die großen Ziele ade. Kurzsicht statt Weitsicht, um sich den Druck, gewinnen zu müssen, zu nehmen.

Und wo wir gerade bei Fehlern und Lernprozessen sind. Nachdem die Saison 2016 vorbei war wollte Kerber keine Pause machen und kehrte früher als alle anderen auf den Trainingsplatz zurück. Ohne Erholung und ein wenig Abstand ging es zurück und den Tennisplatz. Die Folgen daraus sind schließlich bekannt – eine wahnsinnig schlechte Spielzeit. Das soll nicht nochmal passieren. In der letzten Offseason fasste Kerber fünf Wochen lang keine Schläger an. Sie gönnte sich Ruhe, Entspannung und Urlaub.

Fazit:

Kerber wirkt 2018 unter Fissett reifer, taktisch cleverer und fitter denn je. Die Veränderungen im taktischen, mentalen und technischen Bereich haben zu 100% funktioniert und sind die ausschlaggebenden Gründe für die Renaissance der deutschen Nummer eins. In dieser Form ist Angelique Kerber eine der großen Favoritinnen bei der Titelvergabe für die restlichen drei Grand-Slams in dieser Saison.   

Kerbers Chancen in Roland Garros, Wimbledon und Flushing Meadows:

Angelique Kerber gewinnt die French Open – 11.00 Quote

Angelique Kerber gewinnt Wimbledon – 12.00 Quote

Angelique Kerber gewinnt die US Open – 8.00 Quote

    

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