Die Formel 1 wird in Deutschland bereits seit Jahren mit den beiden Rennstrecken in Hockenheim und in Nürburg in Verbindung gebracht. Diese beiden Strecken waren in den vergangenen knapp 60 Jahren stets gesetzt, wenn es darum ging, den Deutschland-Grand-Prix auszutragen. Dies könnte sich jedoch bald ändern: Schon seit geraumer Zeit machen Gerüchte die Runde, dass die Verantwortlichen der Formel 1 mit dem Gedanken spielen, eine neue Strecke für den großen Preis von Deutschland zu finden. 

F1-Geschäftsführer Chase Carey: Wir prüfen weitere Standorte in Deutschland

Liberty Media, das US-amerikanische Medienunternehmen, welches die Rechte an der Formel 1 besitzt, möchte zukünftig neben dem Hockenheim- und Nürburgring weitere Optionen haben. Formel-1-Geschäftsführer Chase Carey hat bereits im April dieses Jahres betont, dass der deutsche Markt extrem wichtig für die Formel 1 sei und man auch in Zukunft weiterhin einen Grand Prix in Deutschland austragen werde. Carey betonte jedoch auch, dass man neben den Rennstrecken-Betreibern in Hockenheim und in Nürburg auch Gespräche mit anderen Standorten führt. Das Rennen 2018 in Hockenheim ist garantiert, wie es danach weitergeht, ist laut Carey aktuell jedoch noch offen.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Reibungspunkte zwischen der Formel 1 und den deutschen Strecken. Unter anderem wurde z. B. 2015 der Große Preis von Deutschland abgesagt, weil weder der Nürburgring noch Hockenheim eine finanzielle Einigung mit Bernie Ecclestone erzielen konnten. Auch wenn die Formel 1 nach wie vor ein echtes Zugpferd ist, rein finanziell betrachtet ist es für die deutschen Rennstrecken nicht unbedingt ein Gewinngeschäft. Der Hockenheimring hat sich bereits vor geraumer Zeit aus Kostengründen dazu entschieden, nur noch alle zwei Jahre ein Formel-1-Rennen auszutragen. Der Nürburgring hat sich vorerst sogar komplett von der F1 verabschiedet.

2017 hat es finanziell erneut nicht für einen Großen Preis von Deutschland gereicht

Nach 2015 wird es auch in der laufenden F1-Saison 2017 kein Rennen in Deutschland geben. Ursprünglich war der Hockenheimring im Rennkalender fest eingeplant, aber am Ende ist es jedoch erneut an den finanziellen Rahmenbedingungen gescheitert. Für die deutschen Fans war dies ein herber Schlag, denn mit Nico Rosberg wurde 2016 nicht nur ein deutscher Fahrer Weltmeister, auch der deutsche F1-Rennstall Mercedes hat sich zudem die Konstrukteurs-WM gesichert. Bernie Ecclestone zeigte sich nach den gescheiterten Verhandlungen mit dem Hockenheimring sichtlich enttäuscht, betonte damals jedoch auch, dass steuerliche Gründe am Ende den Ausschlag gegeben haben. Hockenheim-Geschäftsführer Georg Seiler hingegen wies die Schuld für die geplatzten Verhandlungen von sich und schob der Formel 1 den schwarzen Peter zu. Demnach hätte man ein Angebot erhalten, welches mit zu vielen wirtschaftlichen Risiken verbunden und somit nicht tragbar war für den Ring. Als Ersatz wurde der Große Preis von Ungarn in den Rennkalender aufgenommen.

Natürlich genießen Hockenheim- und Nürburgring bei Liberty Media weiterhin hohes Ansehen, laut Seiler werden die Karten in Sachen Formel 1 jedoch ab 2019 neu gemischt. Es gibt bis heute keine unterschriebenen Verträge, weder mit Hockenheim noch mit dem Nürburgring. Auch wenn es bisher nur erste informatorische Gespräche zwischen der Formel 1 und den beiden deutschen Traditionsstrecken gab, so glaubt Seiler doch, dass auch zukünftig der Hockenheim- und der Nürburgring die Rennen jeweils abwechselnd austragen werden.

Welche Optionen hat die Formel 1 in Deutschland?

Insgesamt wurden bereits 76 Formel-1-Rennen in Deutschland ausgetragen, davon 35-mal in Hockenheim und sogar 40-mal auf dem Nürburgring. 1959 fand der Grand Prix einmalig auf der Avus in Berlin statt. Es wird spannend sein zu sehen, ob die Formel 1 2019 einen vierten deutschen Standort in der Geschichte der F1 erhalten wird.

Der Sachsenring

Nach den gescheiterten Verhandlungen mit dem Hockenheim- und dem Nürburgring gibt es immer wieder Meldungen, dass der Sachsenring eine echte Option für die Formel in Deutschland sein soll. Die Strecke im sächsischen Hohenstein-Ernstthal ist durch die MotoGP in Deutschland bekannt und ist wohl die erste Alternative zu Hockenheim und Nürburgring.

Aus Sicht der Fans, aber auch mit Blick auf die Vermarktung, wäre dies sicherlich eine interessante Option für die Formel 1. Die Motorsport-Experten in Deutschland sind sich einig: Durch ein F1-Rennen auf dem Sachsenring könnte man viele neue Zuschauer gewinnen, die sonst wohl eher kein Formel-1-Rennen besuchen würden. Während die Fans und Experten von dieser Idee begeistert sind, hält sich die Freude bei den Betreibern des Sachsenrings eher in Grenzen. Ruben Zeltner, Geschäftsführer des Sachsenrings, hat bereits Ende 2016 nach der Absage des Hockenheimrings angekündigt, dass seine Rennstrecke hierfür nicht zur Verfügung steht. Demnach gibt es laut Zeltner zahlreiche "offene Baustellen". Hierzu gehört unter anderem das Fahrerlager und die Boxen, die aktuell nicht für ein Formel-1-Rennen und dessen Anforderungen ausgestattet seien. Auch die Auslaufzonen sind ein großes Thema, denn diese sind beim Sachsenring mit Kies bestückt und das wäre unter anderem ein K.-o.-Kriterium seitens der F1. Laut den Betreibern müsste man mehrere Millionen in die Hand nehmen, um die Umbau- und Ausbauarbeiten zu stemmen. Dies sei ein viel zu großes Risiko für den Ring, da man sich quasi jährlich neu gegen die Konkurrenz in Deutschland, Europa, aber auch weltweit messen würde.

Kurios ist die Tatsache, dass F1-Streckendesigner Hermann Tilke deutlich optimistischer ist als Zeltner. Laut Tilke würden bereits wenige Umbaumaßnahmen an den Boxenanlagen ausreichen, um den Sachsenring Formel-1-tauglich zu machen.

Neben den finanziellen Hindernissen gibt es auch rechtliche Probleme, denn aufgrund von Lärmschutzbestimmungen darf der Sachsenring pro Jahr nur maximal zehn Lärmtage haben, die sich bereits auf MotoGP oder GT-Masters verteilen. Für die Formel 1 müsste man somit auch nochmals neue Genehmigungen einholen, was das ganze Verfahren nicht gerade erleichtern würde.

Der Lausitzring

Neben dem Sachsenring gibt es eine weitere Rennstrecke in Deutschland, welche immer wieder mit einem Formel-1-Rennen in Verbindung gebracht wird: der Lausitzring. Mit seiner Eröffnung im Jahr 2000 ist der sog. EuroSpeedway Lausitz die jüngste Motorsport-Strecke Deutschlands. Das Deutsche Tourenwagen Masters (DTM) ist regelmäßig an der Rennstrecke bei Klettwitz (Oberspreewald-Lausitz) zu Besuch, aber ähnlich wie beim Sachsenring scheint die Formel 1 auch für den Lausitzring zu teuer zu sein.

Laut einer Berechnung der Betreiber würde ein Umbau der Strecke für die Formel 1 bis zu 15 Millionen Euro kosten. Schon jetzt schreibt man bei Großveranstaltungen rote Zahlen und das wirtschaftliche Risiko mit der Formel 1 würde nochmals deutlich ansteigen. Darüber hinaus möchte man mit der Formel 1 nicht das Kerngeschäft gefährden. Vermietungen und öffentliche Trainings, wie zum Beispiel Sicherheitstrainings für Auto- und Motorradfahrer, aber auch für Fahrer von Lastkraftwagen sind aktuell die Haupteinnahmequellen für den Ring. Mit der Formel 1 müsste man hier vermutlich Veränderungen vornehmen.

Ganz abgeschrieben ist der Lausitzring jedoch nicht, denn die Rennstrecke wird in den kommenden Jahren für etwa 10 Millionen Euro modernisiert. Unter anderem wird der Asphaltbelag des Kurses erneuert. Auch eine Änderung der Streckenführung soll eine Option sein, um die Rennen auf dem Lausitzring mit mehr Überholmöglichkeiten aufzuwerten. Verantwortlich für die Umbaupläne ist Streckenarchitekt Tilke, der sicherlich auch ein Auge auf das Thema Formel 1 werfen wird.

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